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Robert Bermann, *1888

Flucht 1938 in die Tschechoslowakei deportiert 1941 Ghetto Lodz
ermordet


Emil-Waldmann-Str. 5
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Gartenweg 5


Emil-Waldmann-Str. 5 - Weitere Stolpersteine:


Robert Bermann

geb. 27.7.1888

Robert Berman wurde in Kgl.Weinberge/ Prag geboren. Er besuchte die Volks- und Mittelschule in Prag und Wien und studierte an der deutschen Universität in Prag. 1910 legte er die Prüfung zum Diplomingenieur ab.

Er war verheiratet mit Brunhilde Holder (geb. 29.3.1887 in Kolomea/Polen). Beide besaßen die tschechische Staatsangehörigkeit.

Das Ehepaar lebte etwa seit 1910 in Bremen. Am Ersten Weltkrieg nahm Robert Berman als österreichischer Offizier teil und war danach für etwa zwei Jahre bei der Eisenbetonfirma Paul Kossel & Cie. in Bremen angestellt. Vom 30.1.1920 bis zum 28.11.1935 hatte er als selbständige Tätigkeiten „Ingenieurbüro und industrielle Vertretungen“ angemeldet. Er war technischer Leiter in der sehr erfolgreich agierenden Firma Carl Kaefer & Co. (Isoliertechnik), wo er persönlich haftender Teilhaber wurde. Ab 1933 waren seine Stellung und sein Verbleib in dieser Firma jedoch immer mehr gefährdet. 1936 schlossen sein Partner und er daher einen Auseinandersetzungsvertrag ab, wonach Robert Berman noch bis Ende 1937 am Firmengewinn zu 50% beteiligt blieb - immerhin 72.184 RM. Seine Tätigkeit endete am 30.6.1938, nachdem ihm für die vorherigen Monate noch eine feste Entschädigung von 12.000 RM zugesagt worden war. Ob er über diese Beträge tatsächlich verfügen konnte, ist nicht geklärt; wahrscheinlich mussten sie auf ein Sperr- konto eingezahlt werden.

Robert Berman war Eigentümer diverser Grundstücke im Bereich der Langemarckstraße und hielt Anteile am Firmengrundstück. Das Wohnhaus Gartenweg 5 (heute Emil-Waldmann-Straße 5) war seit etwa 1924 ebenfalls Familieneigentum.

Am 20.11.1922 wurde der Sohn Emil Heinz in Bremen geboren. Er besuchter das Neue Gymnasium in Bremen und wollte wie sein Vater Diplomingenieur werden. Aufgrund der problematischen Lebensverhältnisse in Deutschland schickten ihn seine Eltern zum Jahresende 1937 nach Prag. Am 26.4.1939 konnte er durch Vermittlung von Quäkern von dort nach London ausreisen, wo er in einer Pflegefamilie aufgenommen wurde. Seinen Berufswunsch „Diplomingenieur“ konnte er nicht verwirklichen, sondern er arbeitete als technischer Angestellter.

Am 7.9.1938 verließen Robert und Brunhilde Berman überstürzt Bremen und reisten zu ihrem Sohn nach Prag. Ihre Anschrift lautete: Manesova 14. Sie begründeten ihre Entscheidung gegenüber Bremer Bekannten damit, dass ihnen als Juden mit ausländischer Staatsangehörigkeit die Ausweisung aus Deutschland drohte und sie ohne Visum nach Prag reisen konnten. Als späteres Ziel gaben sie die Übersiedlung in die USA an. Ihre Wohnungseinrichtung, den Schmuck und den PKW (Mercedes) mussten sie in Bremen zurücklassen. Das Ehepaar Berman wurde auf der Bremer Einwohnermeldekarte per 30.11.1938 als „abgereist“ eingetragen.

Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch deutsche Truppen wurden Robert und Brunhilde Berman verhaftet und am 16.10.1941 in das Ghetto Lodz („Litzmannstadt“)/ Polen deportiert. Ihre Adresse lautete dort: Franz. Straße 67, Flat 9. Robert Berman starb im Ghetto am 24.7.1942. Brunhilde Bermans „Register Datum“ war der 1.10.1942, folglich hat sie ihren Ehemann überlebt, doch verliert sich ihr Lebensweg ohne ein genaues Todesdatum. Sie wurde wahrscheinlich ein Opfer der unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto.

Verfasserin:
Barbara Ebeling (2015)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E5001, 4,54-RA 618, Einwohnermeldekarte
www.jewishgen.org/Lodz-Names: List of Ghetto Inhabitants 1940-1944