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Heinrich Behrens, *1915

eingewiesen in die "Heilanstalt" Meseritz
ermordet 19.2.1944


Luisental 5/ neben Einfahrt Seniorenresidenz
Bremen-Horn-Lehe


Luisental 5/ neben Einfahrt Seniorenresidenz - Weitere Stolpersteine:


Heinrich Behrens


Heinrich Behrens kam am 2.3.1915 in Bremen als einziges Kind eines Arbeiters und seiner Ehefrau zur Welt. Bereits als Sechsjähriger wurde er wegen einer geistigen Behinderung in die Rotenburger Anstalten (heute: Rotenburger Werke) eingewiesen.

Von Rotenburg kehrte er im November 1924 zurück nach Bremen ins Haus Reddersen. Hier lebte der als scheu, still, ängstlich aber sehr hilfsbereit beschriebene Junge in den folgenden 15 Jahren; hier ging er zur Schule und arbeitete später in der Mattenflechterei. Nach Erlass des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (14.7.1933) wurde Heinrich Behrens, wie viele seiner Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, beim Erbgesundheitsgericht angezeigt und anschließend zwangssterilisiert. Beim obligatorischen Intelligenztest im Rahmen der Erbgesundheitsgerichtsverhandlung hatte der inzwischen 17-Jährige auf die Frage: „Wie denken Sie sich Ihre Zukunft?“ geantwortet, er wolle Tischler werden. Ein Wunsch, der niemals in Erfüllung gehen sollte. Denn als die NS-Gesundheitsbehörde das Haus Reddersen mit Beginn des Zweiten Weltkriegs auflöste, verlor Heinrich Behrens und mit ihm viele andere den Ort, an dem er seinen Möglichkeiten entsprechend leben und arbeiten konnte.

Zunächst nahm ihn die seit 1927 verwitwete Mutter in ihrer Wohnung auf. Doch offenbar war diese mit der Situation überfordert und brachte den Sohn knapp zwei Monate später in der Bremer Nervenklinik unter. Da der junge Mann nicht als regulärer Patient geführt wurde, gibt es nur wenige Informationen über seine folgenden vier Lebensjahre. „Hilft mit auf der Station, bettet die Kranken und füttert sie. Wischt auf, hilft bei der Wäschereinigung“, notierte ein Arzt im März 1943 und fuhr fort: „Ersetzt eine Hilfskraft zu 2/3.“

Als die Bremer Nervenklinik im November 1943 durch die Bomben der Alliierten schwer beschädigt wurde, „verlegte“ man Heinrich Behrens am 9.12.1943 in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde. Am 19.2.1944 starb er, nur wenige Wochen vor seinem 29. Geburtstag.

Gerda Engelbracht (2017)

Informationsquellen:
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte Heinrich Behrens
StA Bremen 4,130/2, 425/1934, Einwohnermeldekartei

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag Haus Reddersen