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Hudes Londner, geb. Borenstein, *1881

ausgewiesen 1938 nach Polen
Schicksal unbekannt


Sebaldsbrücker Heerstr. 29
Bremen-Hemelingen


Sebaldsbrücker Heerstr. 29 - Weitere Stolpersteine:


Hudes Londner


Hudes Londner wurde am 8.5.1881 in Wolbrom/Polen geboren und war die Tochter von
Schaja Borenstein und seiner Ehefrau Feigel, geb. Band. Am 15.3.1902 heiratete sie Isaak
Londner (geb. 1879) in Bedzin/Polen, dem Geburtsort ihres Mannes. Das Ehepaar hatte
keine Kinder. Beide besaßen die polnische Staatsangehörigkeit. Sie lebten ab 1916 in
der Sebaldsbrücker Heerstraße 29.

Isaak Londner meldete sich 1913 als Sackhändler in Bremen an, 1931 gründete er einen
Wäscheversand, den er in der Sebaldsbrücker Heerstraße 20 betrieb. Nach Angaben sei-
ner Ehefrau verstarb er am 27.8.1937 in Bedzin.

Hudes Londner war kurz nach ihrem Ehemann 1914 in Bremen zugezogen. Sie betrieb
ein Weißwarengeschäft, das sie nach Gründung des Wäscheversands (s.o.) am 14.8.1931
abmeldete. Bis zum 12.10.1938 führte sie das Versandgeschäft ihres verstorbenen Ehe-
mannes weiter.

Am 27.10.1938 erhielt sie ein Aufenthaltsverbot für das Deutsche Reich („Polenaktion“).
Am Tag danach wurde ein Transport mit 80 jüdischen Bremern polnischer Staatsange-
hörigkeit bei Fraustadt/Oberschlesien über die Grenze nach Polen abgeschoben. Ihre
Abschiebung wurde im März 1939 in den Meldeunterlagen mit dem Eintrag ihres Auf-
enthaltsorts (Bedzin) dokumentiert. Möglicherweise kehrte sie oder eine Vertrauens-
person nach Bremen zurück, um hier den Verbleib ihres hinterlassenen Eigentums zu
regeln. Bei einer Volkszählung (1939) in Bedzin wurde sie unter der Adresse Kattowitzer
Straße 24 registriert. Zu ihrem weiteren Lebensweg gibt es keine Hinweise.

Nur wenige Tage nach Kriegsbeginn steckte eine SS/SD-Einsatzgruppe die Synagoge
von Bedzin in Brand, dabei starben ungefähr 60 Menschen. Unzählige Juden des Or-
tes wurden zu Zwangsarbeiten bei der Organisation Schmelt verpflichtet. Im April 1943
wurde in der Stadt ein Ghetto für die jüdische Bevölkerung eingerichtet. Die meis-
ten der jüdischen Bewohner Bedzins kamen in das nahegelegene Vernichtungslager
Auschwitz-Birkenau – die letzten im August 1943.

Peter Christoffersen (2023)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Miron, Guy (Hrsg.): Die Yad-Vashem-Enzyklopädie der Ghettos während des Holocaust, Göttingen 2014

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Polenaktion