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László Schächter, *1909

KZ Schützenhof
auf dem Todesmarsch ermordet im April 1945


Bromberger Str. 117
Bremen-Gröpelingen

László Schächter

László Schächter

László Schächter wurde am 3.5.1909 in Ungarn als zweites von sieben Kindern in einem Städtchen nahe der Theiß geboren. Nach einer Schlosserlehre und einer kaufmännischen Ausbildung verkaufte er Kurzwaren als Handlungsreisender. Er heiratete 1942. Sein Sohn István Schächter – seit der zweiten Ehe der Mutter hieß er István Kárpáti – wurde am 12.1.1944 in Budapest geboren.

Als der Sohn zur Welt kam, war der Vater nicht mehr in Budapest. Als Jude war er schon seit Monaten zum „Arbeitsdienst“ in der ungarischen Armee zwangsverpflichtet und in Nordungarn beim Bau eines Flugplatzes eingesetzt. Erst Anfang November 1944 bekam er die Möglichkeit zu einer Fahrt nach Budapest, wo er seinen Sohn das erste und einzige Mal sehen sollte.

Im März 1944 wurde Ungarn von der Wehrmacht besetzt. Unmittelbar danach begannen SS-Einheiten, Gestapo und ungarische Faschisten („Pfeilkreuzer“) mit der Deportation der jüdischen Bevölkerung in das Vernichtungslager Auschwitz. Zwischen dem 15.5. und 9.7.1944 fielen dieser Deportation ca. 440.000 Juden, überwiegend aus dem ländlichen Raum, zum Opfer. László Schächter, der durch seinen Arbeitsdienst in der Armee noch relativ geschützt war, traf Anfang November 1944 mit einem von der ungarischen Armee ausgegebenen Passierschein in Budapest ein. Seit Oktober war hier der Führer der „Pfeilkreuzer“ von den Nationalsozialisten zum Regierungschef eingesetzt worden. Bereits am zweiten Tag seines Besuches bei der Familie wurde er verhaftet, der Hausmeister hatte ihn denunziert.

Am 4.11.1944 wurde er nach Deutschland deportiert. Der Transport kam am 26.11.1944 im Konzentrationslager Neuengamme an, wo er die Gefangenennummer 65550 erhielt. Nach einigen Tagen wurde er in das Arbeitskommando „Schützenhof“ in Bremen-Gröpelingen überstellt, einem Außenlager des Konzentrationslagers. Hier stellten die aus Ungarn deportierten Juden mit ca. 400 Häftlingen die größte Gruppe. Laut Lagerbestandsbuch hatte er als Schlosser bei der Deschimag (Deutsche Schiff- und Maschinenbau A.G. „Weser“) Zwangsarbeit zu verrichten.

Zwischen dem 7. und 9.4.1945 wurden die Häftlinge vom KZ-Außenlager Blumenthal, dem auch das Lager „Schützenhof“ unterstand, zunächst dem Außenlager Bremen-Farge überstellt, das als Sammellager für alle männlichen KZ-Häftlinge der Region Bremen diente. Die „marschfähigen“ Häftlinge mussten nach Bremervörde oder in das Kriegsgefangenenlager Sandbostel marschieren, wo sie in Viehwaggons verladen ins Stammlager Neuengamme gebracht wurden. Die jüdischen Häftlinge des Lagers Blumenthal waren direkt zum KZ Bergen-Belsen transportiert worden. Es ist davon auszugehen, dass auch László Schächter zu ihnen gehörte. Hier verliert sich seine Lebensspur, sein weiteres Schicksal ist unbekannt.

Barbara Johr/Judit Pákh (2019)

Informationsquellen:
Dokumente aus Familienbesitz und Gespräche mit Familienangehörigen
www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
Benz, Wolfgang u.a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 2007

Abbildungsnachweis: Familienbesitz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Neuengamme