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Dr. Daniel Abegg, *1869

Eingewiesen 8.7.1943 Bremer Nervenklinik, "verlegt" 9.12.1943 Heilanstalt Meseritz-Obrawalde,
ermordet 23.12.1943


Donandtstraße 70
Bremen-Schwachhausen

Verlegedatum: 17.10.2016

Daniel Abegg

Daniel Abegg

Der Vater von Daniel Johann Abegg war Dethard Abegg (1807- 1891), Pastor in Borgfeld. Dieser hatte bereits mehrere Kinder aus erster und zweiter Ehe. Daniel (geb. 10.11.1869) war sein jüngster Sohn aus dritter Ehe mit Johanna Amalia Meta Agnes Brackmann (um 1841-1917).

Mit 19 Jahren verließ Daniel Abegg Bremen, um ein Studium aufzunehmen. Seinen Doktorgrad (Dr. phil.) erlangte er 1894 an der Kaiser-Wilhelm-Universität in Straßburg. Das Thema seiner Dissertation lautete: „Zur Entwicklung der historischen Dichtung bei den Angelsachsen“. In den folgenden Jahren wechselte Daniel Abegg häufiger den Wohnsitz. Unter anderem lebte er in Bremen und in Paris, bis er sich schließlich 1897 endgültig in Bremen niederließ.

Hier war er zunächst als Oberlehrer an einer Hauptschule tätig, ab 1912 dann an der Oberrealschule in der Dechanatstraße. Im selben Jahr heiratete er die zwanzig Jahre jüngere Hedwig von Berge (geboren 1889 in Koblenz). Aus dieser Ehe gingen drei Töchter hervor, die 1913, 1918 und 1921 in Bremen geboren wurden. Er diente als Oberleutnant im Ersten Weltkrieg (1914-1918) und wurde leicht verwundet. Noch während des Krieges kaufte er das Haus in der Donandtstraße 70. Nach Kriegsende war er als vereidigter Übersetzer für die französische Sprache tätig. Mitte der 1920er Jahre habilitierte er sich.

Infolge einer psychischen Erkrankung – er war manisch-depressiv – wurde er mit knapp 50 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Soweit sein Gesundheitszustand dies zuließ, unterrichtete er weiterhin privat, gab Nachhilfestunden in Geschichte und diversen Sprachen. Aber seine Erkrankung erschwerte das Zusammenleben mit seiner Ehefrau. Schließlich lebte Hedwig Abegg ab 1941 getrennt von ihrem Ehemann, der aus dem Haus Donandtstraße 70 auszog. Im Juli 1943 wurde er in die Bremer Nervenklinik eingeliefert. Hier hielt er sich insofern nicht an die Hausordnung, als er ging und kam, wann er wollte. Er verstieß mehrfach gegen die kriegsbedingte Verdunkelungspflicht. In eifriger Korrespondenz versuchte er, eine „große festliche Zusammenkunft“ seiner Mitabiturienten von der Klinik aus zu organisieren. Zudem beschäftigte er sich mit der Aufstellung eines Familienstammbaums.

Am 9.12.1943 wurde er in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt. Dort starb er nach wenigen Tagen am 23.12.1943. Die offizielle Todesursache lautete: „Erschöpfung infolge Durchfälle“. Daniel Abegg wurde 74 Jahre alt.

Kornelia Renemann (2017)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte
Leichenbücher 1875-1935 auf www.maus.de (Stand 9/2016)
Verlustlisten Erster Weltkrieg auf www.wiki-de.genealogy.net (Stand 9/2016)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"