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Matthias Plump, *1921

Eingewiesen 1.11.1943 Bremer Nervenklinik, "verlegt" 9.12.1943 Heilanstalt Meseritz-Obrawalde,
ermordet 20.7.1944


Marcusallee 19
Bremen-Horn-Lehe

Verlegedatum: 17.10.2016

Matthias Plump

Matthias Plump

Matthias Plump wurde am 1.9.1921 in Bremen geboren. Der Stammbaum seines Vaters Gustav Plump (1881-1954) reicht weit in die Vergangenheit zurück. Gustav Plump, Kaufmann und Teilhaber der Firma Plump & Heye, heiratete 1908 Therese Matthäi (geb. 1881). Zwischen 1910 und 1925 wurden drei Söhne und zwei Töchter geboren, Matthias war das zweitjüngste Kind. Die Familie lebte in der Marcusallee 19.

Er besuchte eine private Grundschule und anschließend ein Realgymnasium. Mehrfach wechselte er die Schule, 1939 weigerte er sich schließlich, weiter zur Schule zu gehen. Er soll im Denken langsam gewesen sein, was zu schulischem Versagen geführt habe.

Im Juni 1939 zeigte er sich sehr erregt. Seine Eltern glaubten, er wolle vom Balkon springen. Es folgte ein erster Klinikaufenthalt (Sanatorium Rockwinkel). Eine medikamentöse Behandlung musste wegen starker körperlicher Abwehr abgebrochen werden. Der ausbleibende Erfolg verschiedener Behandlungen ließ ihn sagen: „Bisher bin ich auf einer Eisfläche gegangen, jetzt aber bin ich eingebrochen.“ Nach seiner Entlassung aus der Klinik bat er die Eltern, Privatlehrer zu engagieren, da er sich auf das Abitur vorbereiten wolle. Doch die Lehrer machten den Eltern nach einiger Zeit wenig Hoffnung, dass der Wunsch des Sohnes sich erfülle.

Ein zweiter Klinikaufenthalt von Oktober bis Dezember 1940 folgte. Erneut zeigten die Behandlungen wenig Erfolg. Matthias Plump versuchte, sich nach der Entlassung aus der Klinik abermals beruflich zu orientieren. Nach Aufenthalten in einer Gärtnerei in Hamburg-Farmsen und nach weiteren Arbeitsstellen wurde er auf Wunsch der Eltern im April 1942 erneut in die Klinik aufgenommen. Die medikamentöse Behandlung führte Anfang Mai 1942 zu einem ernsten Zwischenfall mit tagelangen Krämpfen, Zuckungen, Nichtansprechbarkeit usw., von dem er sich erst nach einer Woche erholte. Bei der nächsten stationären Behandlung erhielt er Elektroschocks, später erneut Medikamente.

Im November 1943 wurde er auf Veranlassung der Eltern in die Bremer Nervenklinik gebracht. Gegen seinen Willen erhielt er erneut Elektroschocks, eine damals als modern geltende Behandlungsmethode.

Nach der Bombardierung der Bremer Nervenklinik wurde er am 27.11.1943 in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde „verlegt“. Er starb am 20.7.1944 angeblich an Herzversagen bei fieberhaftem Darmkatarrh. Matthias Plump wurde 22 Jahre alt.

Kornelia Renemann (2017)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte
Gesellschaft für Familienforschung Die Maus, Die Vorfahren der Großeltern Plump, Sign. A001-A023

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"