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Frieda Kreikemeyer, geb. Sondermann, *1870

EINGEWIESEN 1942 BREMER NERVENKLINIK / „VERLEGT“ 9.12.1943 HEILANSTALT MESERITZ
ERMORDET 3.1.1944


Timmersloher Straße 38
Bremen-Findorff

Verlegedatum: 18.11.2019

Frieda Kreikemeyer

Frieda Kreikemeyer

Julie Frieda Minna Sondermann wurde am 27.9.1870 in Mehrum, Kreis Hildesheim, als Tochter des Landmannes Friedrich Wilhelm Theodor Sondermann und seiner Ehefrau Hanne Charlotte Wilhelmine, geb. Baehre, geboren. 1895 brachte sie eine uneheliche Tochter namens Frieda zur Welt, die nach der Eheschließung ihrer Mutter mit dem damaligen Zeitungs-Expedienten Heinrich Kreikemeyer von diesem als ehelich anerkannt wurde. Es folgten 1898 ein Sohn sowie 1900 und 1912 jeweils eine weitere Tochter.

Frieda Kreikemeyer hat die politischen Konflikte ihrer Zeit im engsten Familienkreis erlebt. Ihr Ehemann war traditionsbewusster Sozialdemokrat und nach Auskunft seiner jüngsten Tochter während dessen Bremer Zeit mit Friedrich Ebert befreundet. Ihr Schwiegersohn Otto Zade, ebenfalls Mitglied der SPD, verlor gemäß dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums seine Stelle als Verwaltungsobersekretär im Grundstücks-Verwaltungsamt, wurde 1942 von der Gestapo verhaftet und in der Haft in den Selbstmord getrieben. Ihr Sohn Walter dagegen war von 1931 bis 1945 Vorsitzender der Bremer Sektion des Nationalsozialistischen Lehrerbundes Bremen (NSLB), und ihre jüngste Tochter Karla trug bis Kriegsende mit Stolz das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP.

Seit 1939 zeigte Frieda Kreikemeyer offenbar Anzeichen einer Altersdemenz. Dies äußerte sich in übertriebenem Misstrauen, in zunehmender Verwirrung bei häuslichen Tätigkeiten und in der Weigerung, bei den immer häufiger werdenden Fliegerangriffen den Luftschutzbunker aufzusuchen. Im August 1942 wurde sie mit der Diagnose „senile Geistesstörung mit Verfolgungsideen“ in die Bremer Nervenklinik eingewiesen.

Am 9.12.1943 erfolgte die „Verlegung“ in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde in der preußischen Provinz Pommern. Wenige Wochen später, am 3.1.1944, starb Frieda Kreikemeyer dort nach Auskunft des zuständigen Provinzialmedizinalrats „an Erschöpfung bei starken Durchfällen und Herzschwäche“. Ihre Urne wurde auf dem Osterholzer Friedhof in Bremen beigesetzt. Die Grabstelle ist inzwischen aufgelöst.

Jochen Schütt (2019)

Informationsquellen:
Archiv Klinikum Bremen-Ost, Krankenakte; Wissmann, Sylvelin: Es war eben unsere Schulzeit. Das Bremer Volksschulwesen
unter dem Nationalsozialismus (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, Band 58),
Bremen 1993; StA Bremen 4,54-E216, Einwohnermeldekartei; Persönliche Angaben des Enkels Jochen Schütt

Abbildungsnachweis: Privatbesitz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Heilanstalten"