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Karl Oppenheimer, *1899


DEPORTIERT 1940 IN DAS BESETZTE POLEN, SCHICKSAL UNBEKANNT


Neukirchstraße 54
Bremen-Findorff

Verlegedatum: 14.06.2022

Karl Oppenheimer

Karl Oppenheimer
Karl Oppenheimer wurde am 15.3.1899 in Battenberg, Kreis Biedenkopf (heute Kreis Marburg, Hessen) geboren. Sein Vater war der Kaufmann Markus Oppenheimer, seine Mutter Therese, geborene Blum. In Battenberg gab es ein recht große jüdische Gemeinde und eine große Oppenheimer-Familie. Karl Oppenheimers Vater hatte 1928 ein Kolonialwarengeschäft und eine Viehhandlung.

Karl Oppenheimer kam im Oktober 1929 nach Bremen; vorher hatte er in Verden gelebt. Er arbeitete zunächst als Geschäftsreisender. 1929 heiratete er Marie Luise Müller, die 1910 nach Bremen gezogen war. Sie lebte vorher in Delmenhorst, wurde auch dort geboren, am 10. 10.1904 und war ursprünglich katholisch. Die Eltern der Ehefrau waren Albert Müller und Franziska, geb. Maciejek. 1930 wurde Sohn Albert Karl Werner geboren.

Die Familie wohnte bis Juli 1931 in der Gr. Johannisstraße 123, zog dann in die Elisabethstraße 30 beim Ingenieur Gerhard Kück ein. In diesem Haus befand sich auch das elektrotechnische Geschäft Jahn. Oppenheimer meldete dort von 1931 bis 1932 eine Heißmangelei an.

Das Ehepaar lebte seit 1933 getrennt. Die Scheidung erfolgte 1935 in Hamburg. Die Frau führte ab dem 25.6.1935 wieder ihren Mädchennamen. Seit Oktober 1933 wohnte Marie-Luise Müller bei ihren Eltern in der St. Magnus-Straße 67. 1941 heiratete sie den Sortierer Johann Carl Heinrich Reiners, mit dem sie noch zwei weitere Kinder bekam. Sie zogen 1944 nach Delmenhorst.

Karl Oppenheimer wohnte nach der Trennung in der Schönebecker Straße 130, danach drei Jahre in der Erasmusstraße 7 bei der Arbeiterfamilie Dohmeyer. Hier hat er am 4.3.1936 eine „Waren Vertretung“ angemeldet, die er am 29.8.1938 wieder abmeldete, als er bereits in der Sulinger Straße wohnte. 1938 und 1939 lebte er (nunmehr als „Arbeiter“ geführt) in der Hauffstraße und der Norderneystraße. Am 23.10.1939 zog Oppenheimer in die Neukirchstraße 54 nach Findorff (Nähe Torfhafen) zum Werkmeister Neußer.

Als „Tag des Auszugs“ wird der 22.11.1940 genannt. Hinter dieser Angabe findet sich in der Einwohnermeldekarte der Eintrag „von Gestapo abgeschoben“. Oppenheimer hat seine letzte Wohnung also nicht freiwillig verlassen. Dem Gedenkbuch des Bundesarchivs ist zu entnehmen, dass er in das besetzte Polen "abgeschoben" worden sei. Zudem Zeitpunkt ist es gleichlautend mit Deportation in ein Ghetto oder Vernichtungslager anzusehen.

Auf der Einwohnermeldekarte ist vermerkt, dass Karl Oppenheimer zunächst konfessionslos gewesen sei. Diese Angabe wurde später durchgestrichen und durch "ev" ersetzt. Auch bei Oppenheimers Frau war „k“ (katholisch) durch „ev“ ersetzt worden. Mit Eintrag vom 29.8.1938 heißt es „Nach Angabe ‚Jude’“. Demzufolge hatte er am 28.10.1941 auch seinen Vornamen um den Namen Israel zu ergänzen. Der Anlass für die Feststellung er sei Jude ist nicht bekannt. Seine Deklaration als "Jude" erklärt möglicherweise seine berufliche Entwicklung sowie schließlich seine „Abschiebung“. Nach den bislang vorliegenden Quellen lässt sich nicht ermitteln wohin genau Karl Oppenheimer "abgeschoben" wurde und welchen Verlauf sein weiteres Schicksal nahm.

Verfasser:
Franz Dwertmann (2022)

Informationsquellen:
Berthold, Karl: Juden in Battenberg. 1984
Bundesarchiv: Gedenkbuch
StA Bremen: Einwohnermeldekartei
www.synagoge-voehl.de/images/pdf/lk/bat/op.pdf