Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Hermann Fröhlking, *1866

EINGEWIESEN 1942 NERVENKLINIK, ´VERLEGT` 9.12.1943 HEILANSTALT MESERITZ-OBRAWALDE
ERMORDET 16.6.1944


Kleine Johannisstraße 8
Bremen-Östliche Vorstadt

Verlegedatum: 09.10.2023

Hermann Fröhlking

Hermann Fröhlking

Hermann Fröhlking wurde am 29.4.1866 in Rehden/Landkreis Diepholz geboren. Im Oktober 1890 heiratete er Gertrud Hegger in Bremen. Das Paar war seit 1917 wohnhaft in der Kleinen Johannisstraße 8. Hermann Fröhlking hat als Schlossergeselle gearbeitet.

Im Februar 1942 verstarb seine Ehefrau. Im Oktober des selben Jahres wurde er in der Bremer Nervenklinik aufgenommen. In seiner Krankenakte wurde festgehalten, dass er „ruhig, geordnet, orientiert“ gewesen sei. Allerdings wurde er als Obdachloser durch das Hauptgesundheitsamt in die Klinik gebracht. Welche Umstände zu dieser Obdachlosigkeit geführt haben, lässt sich den überlieferten Dokumenten nicht entnehmen. Die bei der Eiweisung attestierten Erkrankungen waren allesamt körperlich. Fröhlking war „psychisch in Ordnung“.

Er fühlte sich in der Nervenklinik „nicht recht wohl, weil er nicht dauernd unter Kranken untergebracht sein möchte.“ Möglicherweise wurde er aufgrund seines Alters nicht in eine andere Einrichtung verlegt. Sein Zustand wurde mit „Nicht geisteskrank, Altersschwäche, chron. Bronchitis.“ diagnostiziert.

In der Krankenakte wurde Hermann Föhlking fast liebevoll charakterisiert: „Freundlicher alter Herr, der keine Schwierigkeiten macht; um seine Gesundheit ängstlich besorgt, läuft immer mit der Mütze auf dem Kopf, auch im Zimmer, herum in der Furcht, sich sonst zu erkälten.“ „Unauffällig, immer freundlich; noch lebhaft interessiert für die Kriegsereignisse, liest intensiv die Zeitung. Mäßige Gedächtnisschwäche.“ Der Aufenthalt in der Klinik tat ihm körperlich offenbar nach der Obdachlosigkeit durchaus gut. In der Zeit seiner Unterbringung nahm er zehn Kilogramm an Gewicht zu.

Nach der Bombardierung der Bremer Nervenklinik im November 1943 wurde er am 9.12.1943 in die Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt. Am Morgen des 16.6.1944 wurde er dort getötet. Auch wenn in der Bremer Nervenklinik noch eindeutig festgestellt worden war, dass Hermann Fröhlking geistig gesund gewesen war, wurde nun als Todesursache offiziell eine Geisteskrankheit und Altersschwäche vermerkt.

Jannik Sachweh (2023)

Informationsquellen:
Archiv Krankenhaus-Museum Bremen, Krankenakten 8484
StA Bremen Einwohnermeldekartei

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Heilanstalten"