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Gustav Rehme, *1894

SIEBENTEN-TAGS-ADVENTIST, ´SCHUTZHAFT` 1935-1938 KZ SACHSENHAUSEN, VERURTEILT 1940 FELDKRIEGSGERICHT WARSCHAU
HINGERICHTET 27.4.1940


Große Johannisstraße 58
Bremen-Neustadt
ehemalige Straßenbezeichnung: Große Johannisstraße 60

Verlegedatum: 09.10.2023

Gustav Rehme

Gustav Rehme

Gustav Rehme wurde am 14.7.1894 in Bremen als Sohn von Gustav und Adelheid Rehme, geb. Woltemathe, geboren. Er führte später einen Malerbetrieb. In seiner Freizeit war er auch künstlerisch tätig.

1922 heiratete er die aus Danzig stammende Elisabeth Lenski, mit der er am Lehester Deich wohnte. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: Erich (1923) und Helga (1925). Die Ehe von Gustav und Elisabeth war instabil: Das Ehepaar wohnte mittlerweile im Buntentorsteinweg 327, lebte aber bald getrennt. 1927 zogen sie wieder zusammen und trennten sich 1933 endgültig.

Gustav Rehme heirate seine zweite Ehefrau Helene Rehme, geb. Steinke, am 1.6.1935. Sie kam 1901 in Luban in Pommern zur Welt. Sie war Mitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und war 1925 in der Advent-Gemeinde in Bremen getauft worden. Hier lernte sie auch Gustav Rehme kennen, der die Adventgemeinde musikalisch bei allen Liedern mit seiner Geige begleitete. Das Paar wohnte in Große Johannesstraße 50, wo 1939 ihr Sohn Günte geboren wurde.

Gustav Rehme erhielt eine Aufforderung, sich am 12.8.1936 bei der Bremer Dienststelle der Gestapo zu melden. Die Gründe dafür lassen sich nicht mehr recherchieren, da die Akten am Ende des Krieges vernichtet wurden. Er wurde in „Schutzhaft“ genommen und in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt. Seine Ehefrau war zu der Zeit auf einer Reise und erfuhr erst nach ihrer Rückkehr von der Verhaftung.

Vom 12.8 1936 bis zum 18.6.1938 war Gustav Rehme als bekennender Adventist mit der Häftlingsnummer 317 im KZ Sachsenhausen in „Schutzhaft“. Seine Entlassung erfolgte aufgrund des Gnadengesuchs seiner Ehefrau.

Am 1.8.1939 wurde er, obwohl er den Kriegsdienst ablehnte, eingezogen und u.a. im Bunkerbau mit Kriegsbeginn in Polen eingesetzt. Er wurde am 22.4.1940 von einem Feldkriegsgericht in Warschau wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und am 27.4.1940 standrechtlich erschossen.

Ob Rehme sich weigerte, seinen Wachdienst mit geladener Waffe zu versehen oder dies tat aber äußerte, nicht auf Menschen schießen zu wollen, lässt sich aufgrund der uneinigen Zeugenaussagen nicht klären.

Sein Sohn Günter Rehme verstarb 2021 in Bremen, wo seine Frau und Familie heute noch leben. Wie Günter Rehme sind sie aktive Mitglieder ihrer Gemeinde.

Michael Berthold (2023)

Informationsquellen:
StA Bremen Akten 4,54-E 4191, Einwohnermeldekartei
NLA Stade, Rep. 210, Nr. 1108
NLA Stade, Rep. 210 1147
Fotos und persönliche Erinnerungen aus dem Privatbesitz von Günter Rehme