Christian Schwabe, *1898
VERHAFTET 4.2.1941, VERURTEILT ´RUNDFUNKVERBRECHEN`,
ZUCHTHAUS CELLE, TOT 14.1.1943
Reiherstraße 145
Bremen-Gröpelingen
Verlegedatum: 23.10.2024
Christian Schwabe

Christian Schwabe wurde am 17.2.1898 in Bremen als Sohn von Johann Heinrich und Luise Schwabe geboren. Er hatte eine Schwester, Cäcilie, die 1999 ebenfalls in Bremen geboren wurde.
Nach der Volksschule absolvierte Christian Schwabe eine vierjährige Ausbildung zum Polsterer und Dekorateur. Von 1916 bis 1919 nahm er als Soldat an verschiedenen Kriegsschauplätzen des Ersten Weltkriegs teil.
Die Eltern waren nach dem Krieg nach Herne gezogen. Dort arbeitete Christian Schwabe von 1919 bis 1925 als Bergarbeiter.
Am 29.1.1921 heiratete er Luise Lerche; die gemeinsame Tochter Gertrud kam ein Jahr später zur Welt.
Die Familie zog 1925 nach Bremen, wo Christian Schwabe bis 1940 für das Städtische Elektrizitätswerk als Kabelleger beschäftigt war. Die Ehe wurde 1926 geschieden. Luise und Gertrud Schwabe zogen zurück nach Westfalen, wo sich ihre Spur im Laufe des Krieges verlor.
Christian Schwabe war ab 1931 in Bremen gemeldet. Bis 1938 wohnte er in der Sewenjestraße 156, anschließend in der Bergedorferstraße 16. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung lebte er bei der Familie seiner Schwester Cäcilie in der Reiherstraße 145 und zahlte dort auch für Kost und Logis.
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges kaufte Christian Schwabe sich ein Radiogerät. Sein Interesse galt der Musik, später auch internationalen Nachrichten, die er über britische, schweizer oder ungarische Sender verfolgte. Er erzählte Arbeitskollegen davon, die ihn vor dem Hören dieser Sender warnten.
1941 erfuhr Christian Schwabe über ausländische Sender, dass ein italienischer General zu den Briten übergelaufen sei. Diese Nachricht gab er an Kollegen weiter, und zwar zwei Tage bevor die Nachricht im deutschen Rundfunk verbreitet wurde. Christian Schwabe verbreitet auch weiter, was er auf der Straße aufschnappte, so die Aussage Hitler sei nur eine „vorgeschobene“ Person. Dabei hatte Christian Schwabe keinerlei politische Absichten; er war nie Mitglied einer Partei oder Organisation. Er hegte allerdings allerlei Groll gegen Behörden, von denen er sich schlecht behandelt sah.
Aufgrund der Verstöße gegen die „Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen“ wurde Christian Schwabe am 4.2.1941 vom Oberwachtmeister Bartels (12. Revier) angezeigt, verhaftet und erkennungsdienstlich behandelt. Vom 20.2. bis zum 12.3.1941 saß er in Bremen in Untersuchungshaft. Gestützt durch eine weitere Anzeige durch den Arbeitskollegen Albert Lücke vom 5.2.1941 und drei Zeugen verurteilte ihn das Hanseatische Sondergericht am 12.3.1941 unter Anrechnung der Untersuchungshaft zu einem Jahr und sechs Monaten Zuchthaus, die Christian Schwabe vom 13.3.1941 bis zum 14.1.1943 im Zuchthaus Celle verbüßte.
Entgegen der verhängten Strafe von 18 Monaten verbüßte Christian Schwabe also 22 Monate, ohne eine erneute Anklage erhalten zu haben. Er starb am 14.1.1943 im Anstaltslazarett an Lungenschwindsucht.
Der Antrag der Schwester Cäcilie (verheiratete Baumann) auf Entschädigung beim Bremer Amt für Wiedergutmachung wurde von diesem als aussichtslos eingestuft, da Christian Schwabe ja nicht aufgrund seines politischen Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime, sondern wegen des Verstoßes gegen ein damals geltendes Gesetz verurteilt wurde. Sie folgte dem Rat des Amtes und zog den Antrag zurück. Auch ihr Bittschreiben an Bürgermeister Kaisen änderte nichts daran, dass der Vorgang Christian Schwabe 1955 endgültig zu den Akten gelegt wurde.
Michael Berthold (2024)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E3730, Einwohnermeldekartei