Johann Meyer, *1905
EINGEWIESEN 1934 BREMER NERVENKLINIK 1935, ZWANGSSTERILISIERT, ´VERLEGT` 14.8.1942 ´HEILANSTALT` HADAMAR,
ERMORDET 16.12.1942
Apfelallee 4
Bremen-Oberneuland
Verlegedatum: 23.10.2024
Johann Meyer

Heinrich Johann Meyer kam am 3.4.1905 als ältester Sohn des Maurers Wilhelm Meyer und seiner Frau Anna, geborene Bischof, in der Apfelallee 4 (damals Rockwinkel 129a) zur Welt. 1909 wurde sein Bruder Paul Andreas geboren. Johann ging in Oberneuland zur Schule und hatte gute Noten. Er arbeitete in der Landwirtschaft, in Fabriken und als Gärtner. Seine Mutter starb im Februar 1921, sein Vater verheiratete sich zehn Monate später erneut. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahren lag Johann Meyers Lebensmittelpunkt in Bremen-Osterholz.
Er war 29 Jahre alt und ledig, als er am 10.10.1934 in die Bremische Heil- und Pflegeanstalt in Ellen aufgenommen wurde. Als Diagnose war Schizophrenie vermerkt, an der er seit 1931 erkrankt war. Als nächster Verwandter galt sein Bruder. Darüber hinaus gab es einen Rechtspfleger als Ansprechpartner, die Kosten der Unterbringung übernahm das Wohlfahrtsamt.
Auf Beschluss des Erbgesundheitsgerichts wurde Johann Meyer am 2.7.1935 zwangssterilisiert. Anfang August 1935 wurde er als „ungeheilt“ aus der Heil- und Pflegeanstalt entlassen, jedoch am 20.12.1935 erneut eingewiesen. Er galt als arbeitsfähig und wurde zum Kartoffelschälen und anderen Arbeiten in der Zentralküche eingesetzt.
Für den Weitertransport in die Heil- und Pflegeanstalt Hadamar hatten die Ärzte vor allem die Kranken ausgewählt, die unter anderem als nicht therapierbar und pflegeaufwändig angesehen wurden und damit im Sinne der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik als „nutzlose Ballastexistenzen“ galten. Am 13. und 14.8.1942 wurden 126 Männer in Bussen dorthin überführt. Von ihnen starben bis Kriegsende 115. Johann Meyer war in dem Transport am 13.8.1942. In Hadamar arbeitete er in der Gartenkolonie. Nur vier Monate später war er tot.
Als Johann Meyers Todestag ist der 16.12.1942 angegeben, die angebliche Todesursache war Darmkatarrh.
Kerstin Artus/Kornelia Renemann (2024)
Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen Einwohnermeldekartei
Archiv Heil- und Pflegeanstalt Hadamar, Auszüge aus der Krankenakte
https://www.gedenkstaette-hadamar.de/geschichte
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"