Friedrich Essmann, *1870
SEIT 1926 MEHRMALS EINGEWIESEN BREMER NERVENKLINIK, ´VERLEGT` 9.12.1943 ´HEILANSTALT` MESERITZ-OBRAWALDE,
ERMORDET 14.3.1944
Fliederstr. 40
Bremen-Hemelingen
Verlegedatum: 22.10.2024
Friedrich Essmann

Friedrich Carl Essmann wurde am 28.2.1870 in Hiddigwardermoor im oldenburgischen Amt Elsfleth geboren, Sohn von Rudolf Essmann und Margarete (geb. Ostermann). 1896 heiratete er in Potsdam die Witwe Marie Wengel (geb. Paul). Das Paar trennte sich jedoch nach einigen Jahren wieder, seine Frau wohnte weiterhin in Potsdam. 1902 machte sich eine psychische Erkrankung erstmals deutlich bemerkbar. Essmann befand sich in der Folge bis 1919 in Behandlung in der Heilanstalt in Neu-Ruppin. Nach 17 Jahren in dieser Klinik zog er 1926 nach Bremen, wohnte in der Fliederstraße 40 und arbeitete als Klempner.
Im selben Jahr wurde er in das St. Jürgen-Asyl, das heutige Klinikum Bremen-Ost, eingeliefert. Er fühlte sich von Unbekannten verfolgt und bedroht. Andere Personen berichteten hingegen, dass Essmann sie bedroht hätte. Aufgrund einer nicht auszuschließenden Gefährdung wurde er in die psychiatrische Klinik gebracht. Dort wurde schließlich eine Schizophrenie diagnostiziert.
Insgesamt wurde er seit 1926 fünf Mal in die Bremer Nervenklinik eingewiesen und blieb dort ab 1929 fast durchgehend in Behandlung. Während seines Klinikaufenthaltes arbeitete er in der Korbmacherei und den landwirtschaftlichen Betrieben der Klinik. Zwischenzeitlich war er auch bei mehreren Familien in der Nähe der Klinik in der Landpflege untergebracht worden und arbeitete auf den dortigen Bauernhöfen mit. In der Klinik verhielt er sich eher unauffällig und galt die meiste Zeit als in sich gekehrt.
Auf einem Meldebogen bewertete die Nervenklinik im August 1940 seine Leistungsfähigkeit: „leistet nicht viel. Für sein Alter noch halbe Kraft.“ Eine solche Beurteilung war im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie eine klare Abwertung. Im Sommer 1943 häuften sich negative Bewertungen seines Verhaltens in der Krankenakte.
Nach der Bombardierung der Bremer Nervenklinik am 26.11.1943 wurden über 300 Patientinnen und Patienten in einem Sammeltransport in die Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt. Unter ihnen war auch Friedrich Essmann.
Am 14.3.1944 wurde er in Meseritz-Obrawalde getötet, nachdem er insgesamt über 30 Jahre seines Lebens in psychiatrischen Kliniken verbracht hatte. Er wurde 74 Jahre alt.
Jannik Sachweh (2024)
Informationsquellen:
KHM – 8529 Krankenakte Friedrich Essmann
StAB – Einwohnermeldekartei
Foto:
Friedrich Essmann während seines Klinikaufenthaltes 1928
Abbildungsnachweis: Krankenhausmuseum Ost, Bremen
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Euthanasie" / Zwangssterilisation
Glossarbeitrag "Heilanstalten"