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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Gertrud Wolf, *1924

1941 Deportation Ghetto Minsk
Ermordet


Neuenstraße 65
Bremen-Mitte

Gertrud Wolf


Familienbiografie
Arthur Wolf
Ida Wolf, geb. Stahl
Gertrud Wolf

Arthur Wolf wurde am 29.6.1879 als Sohn von Hermann Wolf und seiner Ehefrau Berta, geb. Rose, geboren Die Eltern seiner Ehefrau Ida, geb. am 5.8.1885 in Medebach, waren Raphael Stahl und seine Ehefrau Emilie, geb. Meyerhoff.

Ida Wolf war in erster Ehe mit Julius Wolf (geb. 1884 in Berlin) verheiratet. Sie betrieb das von ihren Eltern übernommene Manufakturwaren- und Wäschegeschäft in der Hemelinger Bahnhofstraße 6. Nach dem Tod ihres Mannes, der am 26.8.1915 im Ersten Weltkrieg gefallen war, heiratete sie dessen Bruder Arthur am 20.2.1919. Sie hatten zwei Kinder: Herbert Joachim (geb. 24.8.1922) und Gertrud (geb. 4.10.1924).

Das Geschäft, das unter dem Namen von Ida Stahl firmierte, bestand vermutlich bis 1932.
Im September 1932 zog das Ehepaar in die Parkstraße 5. Vom 5.10.32 bis 29.1.1935 betrieb Arthur Wolf in der Faulenstraße ein kleines Geschäft mit Rest- und Partiewaren. Ab dem 7.4.1936 pachtete er das Hotel "Zum Falken", Falkenstraße 26/27. Die Gaststätte hatte Platz für 20-30 Personen, der Hotelbereich umfasste annähernd 20 Zimmer. Die führende Hand im Hotel war Ida Wolf, die auch selbst kochte.

Die Gaststätte wurde zu einem beliebter Anlaufpunkt für die jüdischen Bürger, da sie hier nicht mit Diskriminierung oder Abweisung zu rechnen hatten. Das Hotel war auch bevorzugte Unterkunft der Auswanderer und immer gut belegt. Eine ehemalige Köchin und Hausangestellte sagte nach dem Krieg aus, das ihres Wissens "die Gestapo allen Juden zur Pflicht machte, wenn sie Restaurantionsbetriebe oder Hotels aufsuchen wollten, sie nur beim Hotel „Zum Falken“ einkehren durften."

Von den Ausschreitungen der Pogromnacht 1938 blieb auch das Hotel nicht verschont. Es wurde großer Glasschaden angerichtet, die Einrichtung soll unbeschädigt geblieben sein. Möglicherweise war den marodierenden Banden bekannt, dass sie dem "arischen" Verpächter gehörte. Der Kellner und Hausmeister Josef Dressler berichtete später: „Auch meine persönlichen Sachen wurden damals zerschlagen, während ich selbst, bloss mit einem Hemd aus dem Schlaf geholt worden war und bei vorgehaltenem Revolver während dieser ganzen Zerstörungsaktion mit hocherhobenen Händen dabei stehen musste und dann abgeführt wurde.“

Nach der Zerstörung wurden Arthur und Ida Wolf, ihr Sohn Herbert, der Hoteldiener Paul Rehfeld sowie zwei Gäste zu einer der Sammelstellen in der Stadt gebracht. Arthur Wolf und Paul Rehfeld wurden anschließend in das KZ Sachsenhausen deportiert. Der Tag der Rückkehr von A. Wolf ist nicht bekannt, P. Rehfeld wurde erst im August 1939 entlassen.

Der Eigentümer des Hotels teilte der Wiedergutmachungsbehörde nach dem Krieg mit, dass er nach der Pogromnacht Herrn Wolf aus dem Pachtvertrag "entbunden" habe. Am 1.8.1939 meldete er erneut eine "Alkoholfreie Schankwirtschaft für Nichtarier" an. Der Standort ist nicht bekannt. Ab dem 1.1.1939 lebte das Ehepaar in der Faulenstraße 55/59 und zuletzt ab dem 20.6.1939 in der Neuenstraße 65.

Am 18.11.1941 wurden Arthur und Ida Wolf sowie ihre Tochter Gertrud von Bremen aus in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen, die ab Juli 1942 stattfanden, zum Opfer.

Ihr Sohn Herbert Wolf wanderte vor November 1938 nach Paraguay aus. Er lebte später in Montevideo/Uruguay.

Es können keine Stolpersteine verlegt werden, da die letzten Wohnorte heute nicht mehr existieren.

Peter Christoffersen (2024)

Informationsquellen:
StA Bremen, Akte 4,54-E10442, Einwohnermeldekartei
www.soldatenfriedhof.de
Adressbuch für den Kreis Achim, Hemelingen ca. 1925