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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Paul Arnold, *1911

Zuchthaus Bremen-Oslebshausen 1936, KZ Neuengamme 1939 - 1945
Tot 3.5.1945 Lübecker Bucht (Cap Arcona)



Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Mannheimer Straße 3

Paul Arnold


Walter Paul Arnold kam am 9.1.1911 als Sohn von Paul Hermann und Hedwig Line Arnold, geb. Bleckinger, in Zwickau zur Welt. Nach Bremen kam er erstmalig am 24.11.1930. Dort lebt er in verschiedenen Wohnungen; sein letzter Wohnsitz war in der Mannheimer Straße 3.

Paul Arnold war bereits unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im kommunistischen Widerstand in Bremen tätig. Als Seemann konnte er internationale Kontakte im Londoner Hafenviertel Whitechapel herstellen; er reiste mehrfach als blinder Passagier nach London und organisierte dort den Druck und die Publikation kommunistischer Informationsschriften sowie deren Transport von London nach Bremen. Zeitschriften wie Die Wahrheit, Der Scheinwerfer oder Pressekorrespondenzen erschienen zwischen März und August 1933.

Mit dem auf dem Bremer Dampfer Schwan fahrenden Matrosen Dobrott wurde 1933 verabredet, die 3.000 in London gedruckten Exemplare der Juli-Ausgabe der Wahrheit in Bremen in der Nähe der Vulkan Werft über Bord zur werfen und später aufzufischen, was am 9. Juli in einem zweiten Versuch in Höhe Farge auch gelang. In Lemwerder wurden die Zeitungen getrocknet und von dort aus verteilt.

Von einer Gruppe Vegesacker Kommunisten übernahm Arnold eine Schreib- und eine Vervielfältigungsmaschine. Mit dem Paddelboot war er nach Vegesack gekommen, mit dem Boot ging es die Lesum hinauf bis zum Ort, wo die Maschinen verwahrt worden waren. Schließlich wurden die Maschinen dann per Fahrrad in die Garlstedter Heide gebracht und dort versteckt.

Nach und nach wurden 1933/34 Mitglieder der kommunistischen Widerstandsgruppen verhaftet, so auch Paul Arnold. Er stand bereits unter Beobachtung der Gestapo und wurde schließlich verhaftet und am 21.6.1934 vom Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er zunächst im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen verbrachte. Am 19.9.1936 wurde er vor Haftende in „Schutzhaft“ genommen und ins KZ Sachsen-hausen überstellt. Hintergrund waren vermutlich Flugblätter, die auf dem in New York liegenden Passagierschiff MS Bremen aufgetaucht waren. Hierin äußerten die Verfasser Kritik an NS-Urteilen und der Beteiligung Nazi-Deutschlands am spanischen Bürgerkrieg. Sein Entlassungsdatum ist nicht erhalten geblieben.

Ab 1938 nahm Arnold seine Widerstandsarbeit in Bremen wieder auf. Er schloss sich der Gruppe um den kommunistischen Gewerkschaftsfunktionär Willi Müller an. Sie verfügte über Kontakte nach Stockholm, von wo aus sie illegales Material bezog. In den Jahren 1937/38 war es im Bremer Hafen auf mehreren in- und ausländischen Schiffen zu Explosionen und Feuern gekommen, was die Gestapo zur Einrichtung einer Sabotagekommission veranlasste. Als im Sommer 1938 auf dem japanischen Dampfer Tajima Maru eine Brandbombe explodierte, ließ die Gestapo am 16.8.1938 Mitglieder der Gruppe Müller verhaften. Paul Arnold wurde am 10.11.1938 verhaftet und am 17.4.1939 unter der Haftnummer 124 in das Konzentrationslager Neuengamme überstellt.

Im Zuge der Räumung des Hauptlagers Neuengamme wurde Paul Arnold zusammen mit nahezu 10.000 Häftlingen zwischen dem 22. Und 23.4. 1945 per Güterzug nach Lübeck gebracht wurden. Der NSDAP-Gauleiter von Hamburg, Karl Kaufmann, hatte drei Schiffe, darunter die „Cap Arcona“ beschlagnahmt. Die Schiffe wurden in Lübeck mit über 9.000 Häftlingen beladen. Zusammengedrängt in den Laderäumen starben viele Menschen an Hunger, Durst und Krankheiten. Bei einem britischen Luftangriff am 3.5.1945, der Absetzbewegungen deutscher Truppenteile über die Ostsee verhindern sollte, gerieten die Schiffe Cap Arcona und Thielbek in Brand. 6.600 Häftlinge verbrannten, ertranken oder wurden beim Versuch, sich zu retten, erschossen. Es überlebten nur etwa 450 Menschen.

Paul Arnold starb nach Aussagen von Mitgefangenen am 3.5.1945 auf der Cap Arcona in der Neustädter Bucht.

Ein Stolperstein kann nicht verlegt werden, da die Mannheimer Straße (Doventorvorstadt) nicht mehr existiert.

Verfasser:
Michael Berthold (2018)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei; Gefängnisbuch Bremen-Oslebshausen
Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Bundesarchiv Berlin, Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR RY 1/I2/3/159
Marßolek, Inge/Ott, René, Bremen im 3. Reich, Bremen 1986
https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/geschichte/konzentrationslager/das-ende/