Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Jan Kornblum, *1877
KZ Sachsenhausen, Flucht 1939 nach Shanghai
Yorckstraße 86
Bremen-Neustadt
Jan Kornblum
Jan Kornblum, Sohn des Händlers Jacob Kornblum (1851-1933) und Victoria Orianer (1846-1893) wurde am 3.10.1877 in Niepolomice/Polen geboren. Er und seine Schwestern Maria (geb. 1879) und Lina (geb. 1882) wuchsen seit 1889 in Bremen auf.
Jan Kornblum heiratete die Jüdin Stefanie Glasner (1876-1929) und bekam mit ihr drei Kinder: Lily (geb. 1906) und Gisela/Victoria Gesela (geb. 1905), die dritte Tochter starb als Säugling (1908). Jan Kornblum war von Beruf Produktenhändler, auch im bäuerlichen Umfeld. 1928 kaufte seine Frau Stephanie das Wohnhaus Yorkstraße 86.
Nach 1933 wurden Jan Kornblums Geschäfte durch Repressalien erschwert. Als ihm 1938 die Gewerbeerlaubnis entzogen wurde, war er auf Unterstützung der jüdischen Gemeinde angewiesen. In der Pogromnacht vom 9./10.11.1938 wurde er ins KZ Sachsenhausen deportiert. Nach der Entlassung entschied er sich nach Shanghai zu emigrieren.
Jan Kornblum wurde bei seiner Ankunft 1939 in Shanghai einer Notunterkunft im dichtbesiedelten Viertel Hongkuo zugewiesen, das 1943 zum Sperrbezirk (Ghetto) erklärt wurde. Bei einem Sturz zog er sich 1942 einen doppelseitigen Leistenbruch zu. Das Ghetto wurde von amerikanischen Truppen am 3.9.1945 aufgelöst. Jan Kornblum kehrte am 28.8.1947 nach Bremen zurück.
Jan Kornblums Tochter Lily Machon nahm sich 1943 das Leben. Seine Tochter Gisela Polak wurde 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet. Seine Schwestern Maria und Lina wurden am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 15.5.1944 weiter nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden.
Kornelia Renemann (2024)
Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen 4,54-E1201; 4,54-RA600; 4,54-RA599; 4.60/5-105; 4.60/5-7014; 4.60/5-7075 ; 4.60/5-8024