Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Rosa Abraham, geb. Lösermann, *1872
1942 Ghetto Theresienstadt, Vernichtungslager Treblinka, ermordet
Bremen-Walle
ehemalige Straßenbezeichnung: Gröpelinger Deich 50
Rosa Abraham
Rosa Abraham, geb. Lösermann wurde am 10.12.1872 in Bürstadt, in Hessen, als Tochter von Marx Lösermann und Helene Roß geboren. Sie war die Jüngste von fünf Schwestern. 1876 war Marx Lösermann als Handelsmann in Bürstadt gemeldet. Von 1865 bis 1899 war er als Lehrer (zugleich Vorbeter und Schochet) der dortigen jüdischen Gemeinde tätig.
Am 27.11.1895 heiratete Rosa Lösermann in Darmstadt Hermann Abraham (geb. 1860) aus Worpswede. Das Paar bekam zwei Kinder, Henny (geb. 1896) und Hugo (geb. 1898). Hermann Abraham übernahm den Viehhandel, die Schlachterei und ein Ladengeschäft seines Vaters in Worpswede.
1923 starb Rosa Abrahams Ehemann. Ihre Kinder waren in Bremen und Delmenhorst verheiratet und flohen infolge der nationalsozialistischen Verfolgungen in den 1930er Jahren in die USA.
Sie blieb alleine in einem geräumigen Haus, in dem sie zunächst Zimmer vermietete.
Ab 1938 wollte sie ihr Haus und die dazugehörigen Grundstücke verkaufen, um ebenfalls nach Amerika auszuwandern. Dies wurde jedoch durch Intervention des Worpsweder Bürgermeisters verhindert.
Sie lebte in den folgenden Jahren verarmt und isoliert in Worpswede. Wie quälend die Ungewissheit und das Hoffen auf eine Ausreisemöglichkeit war, wird aus Briefen an ihre Tochter in Amerika deutlich.
Am 9.7.1941 schrieb sie:
„Habe meinen grossen Kabinenkoffer wieder verkauft.“
Am 1.10.1941:
„Nur bin ich so unglücklich, dass ich nicht fort kann. 3 Jahre gehofft und alles danach eingerichtet. Jetzt kann ich nicht mehr hier bleiben, indem ich nicht reisen darf und auch keiner mehr zu uns kommen kann.“
Nachdem sie von der Deportation nach Minsk kurzfristig zurückgestellt worden war, schrieb sie am 23.11.1941:
„Meine 3 Handkoffer sind noch gepackt. [...] Meine Möbel im Zimmer sind fort. [...) Du Wirst wohl wissen, dass ich mit den Bremern am 18.11. nach Russland nach Minsk auswandern sollte. [...] Ich bekam, als alles schon gepackt war, am 13.11. abends noch ein Telegramm, dass ich hier bleibe.“
Am 18.3.1942 musste Rosa Abraham Worpswede verlassen und wurde in das „Judenhaus“ Gröpelinger Deich 50 in Bremen eingewiesen. Das Haus war im Besitz des Rentners Adolf Scheurenberg, der wie andere jüdische Hauseigentümer ab, 1939 jüdische Mieter zwangsweise aufnehmen musste, die dort in sehr beengten Verhältnissen konzentriert wurden. Im „Judenhaus“ Gröpelinger Deich 50 lebte auch ihre Schwägerin Sophie Schwabe aus Vegesack. Eine weitere Schwägerin, Merri Leeser, lebte im jüdischen Altersheim in Bremen-Gröpelingen.
Am 23.7. 1942 wurden 163, vor allem ältere jüdische Einwohner Bremens, in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Unter ihnen befanden sich auch mit Rosa Abraham, die Bewohner des Hauses Gröpelinger Deich 50, sowie die letzten 70 Bewohner des jüdischen Altersheims.
Am 23. September wurde Rosa Abraham von Theresienstadt aus in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet.
Ein Stolperstein kann nicht verlegte werden ,da die Straße Gröpelinger Deich nicht mehr existiert.
In Worpswede ist ein Platz mit einer Stele nach Rosa Abraham benannt.
Christa Rödel (2024)
Informationsquellen:
StA Bremen, Akten 4.54-E4471, 4.54-Ra923, 4.54-Rü5238, Einwohnermeldekartei
www.alemannia-judaica.de, Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Bürstadt
Eine ausführliche Biografie Rosa Abrahams findet sich bei:
Anning Lehmensick, Juden in Worpswede, Bremen 2014
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt