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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Rosalie Levi, geb. Sacki, *1868

1939 nach Amsterdam emigriert, 1943 Sobibor ermordet



Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Gerhardstraße 9

Rosalie Levi

Rosalie Levi

Familienbiografie
Abraham Levi
Rosalie Levi, geb. Sacki

Abraham, gen. Adolf, Levi wurde am 12.4.1869 in Werdorf, Kr. Wetzlar geboren als Sohn von Baruch Mayer Levi und Sara Levi, geb. Nathan. Rosalie Levi, geb. Sacki wurde am 21.9.1868 in Kleinsteinach bei Haßfurt als Tochter von Moses Sacki und Eleonore Sacki, geb. Reich geboren. Beide Familien waren jüdischen Glaubens.

Nach dem Tod seines Vaters gründete Adolf Levi 1894 in Erbenheim bei Wiesbaden, in der Ringstraße 9, ein Konfektionsgeschäft für Kurz-, Weiss- und Wollwaren, das Kaufhaus Adolf Levi. Da das Geschäft gut ging, konnte er das großzügige Geschäftshaus mit sieben Zimmern und ein angrenzendes Grundstück kaufen und bewohnte dies mit seiner Familie.

Er hatte am 15.11.1896 in Kleinsteinach Rosalie Sacki geheiratet. Sie bekamen in den folgenden Jahren fünf Kinder: Selma (1897), Max (1899), Edith (1900), Curt (1902) und Erich Gustav (1907). Alle fünf Kinder besuchten höhere Schulen in Wiesbaden.

Adolf Levi war Begründer und Mitglied des ortsansässigen Radsportvereins, Ehrenmitglied im Gesangsverein, sowie engagiert in anderen Vereinen. Die Kundschaft des Kaufhauses Levi bestand zu einem großen Teil aus „kleinen“ Landwirten der Umgebung, die häufig auf Kredit Waren kauften, die sie erst mit dem Erlös der Ernte bezahlten.

Das zunächst gut gehende Geschäft wurde infolge der Wirtschaftskrise schwieriger und brach nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 vollends ein. Boykottaufrufe und SA-Wachen vor dem Kaufhaus sorgten für massiven Umsatzrückgang. Zahlungsbefehle für die ausstehenden Kredite wurden von den Kunden häufig nicht mehr befolgt. 1937 blieb Adolf Levi nur der Zwangsverkauf des Hauses, mit dem Geschäft und angrenzendem Grundstück, weit unter Wert.

Nach dem Verkauf konnte die Familie zunächst weiter im Haus wohnen, musste jedoch im 2. Stock eng zusammenrücken. Adolf und Rosalie Levi entkamen noch im selben Jahr den beengten und schwierigen Lebensbedingungen, indem sie mit ihrer Tochter Edith nach Mannheim zogen, wohin diese geheiratet hatte.

Ein Jahr später, vom 23.12.1938 bis zum 19.3.1939 sind Adolf und Rosalie Levi in Bremen in der Gerhardstraße 9 gemeldet. Von hier verzogen sie nach Amsterdam. Mit ihrem Sohn Erich und dessen Frau Rosa Levi, geb. Marcuse lebten sie in der Derloostraat 74.

Die Lebensumstände und die finanzielle Situation waren vermutlich schwierig. Juden unterlagen auch in den Niederlanden zunehmenden Verboten und ein Teil des ohnehin geringen Verkaufserlöses für das Erbenheimer Eigentum ging zwar auf ein Ausländersperrkonto, wurde aber mit 60 % besteuert.

Ab 1942 wurde mit der Deportation der in den Niederlanden lebenden Juden in die Vernichtungslager in Polen begonnen. Adolf und Rosalie Levi kamen am 6.4.1943 über das Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor, wo beide drei Tage später ermordet wurden.

Ihr Sohn Erich und dessen Ehefrau Rosa waren bereits 1942 nach Auschwitz deportiert und dort am 13.8.42 ermordet worden. Sohn Max wurde am 28.5.1943 in Sobibor ermordet.

Den drei Geschwistern Selma, Edith und Curt gelang die Flucht in die USA, wo sie überlebten.

In Wiesbaden wurden im Jahr 2007 für Adolf und Rosalie Levi und ihre Söhne Max und Erich Stolpersteine verlegt.

Die Gerhardstraße existiert nicht mehr in Bremen.

Christa Rödel (2024)

Informationsquellen:
STA Bremen,4.54.-E10786, Einwohnermeldekartei
Aktives Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden, www.am-spiegelgasse.de
www.joodsmonument.nl
Liste der Stolpersteine in Wiesbaden-Erbenheim (wikipedia)
www.yadvashem.org