Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden
Johanne Wichlein, geb. Arens, *1863
1943 Meseritz-Obrawalde, ermordet 1944
Bremen-Walle
ehemalige Straßenbezeichnung: Olbersstraße 9
Johanne Wichlein
Johanne Juliane Amalie Arens wurde am 2.6.1863 als siebtes Kind geboren, Eltern waren der Schuhmachermeister Johann Christoph Arens und Caroline Dorothee Amalie (geb. Schrage). Die Familie bewohnte ein Haus in der Vasmerstraße 6 im Steintorviertel, in dem auch die Schuhmacherwerkstatt war.
Die 19-jährige Johanne heiratete am 19.11.1892 den Witwer Johann Diedrich Wichlein. Er war 23 Jahre älter als sie (geb. 1840) und brachte vier nahezu erwachsene Kinder mit in die Ehe. Das Paar lebte in seinem Haus in der Olbersstraße 7 (heute im Verlauf der B6 und Eduard-Schopf-Allee). Die Ehe blieb kinderlos.
Wichlein war Buchdruckereibesitzer und Inhaber der Firma Diercksen & Wichlein in der Langenstraße 107. Er starb am 3.6.1908 im Alter von 68 Jahren. Nach seinem Tod ging die Buchdruckerei in fremde Hände über.
Johanne Wichlein blieb weiterhin in der Olbersstraße wohnen. Mitte der 1930er Jahre, sie war inzwischen über 70 Jahre alt, wurde eine zunehmende Verwahrlosung im Haus und an ihr bemerkt. Zunächst eingewiesen in die Bremische Heil- und Pflegeanstalt, wurde sie kurze Zeit später in die Kur-Anstalt Ilten bei Hannover verlegt und entmündigt. Im Dezember 1938 kehrte sie in die Bremer Nervenklinik zurück.
Die Bombardierung der Bremer Nervenklinik im November 1943 führte zu erheblichen Gebäudeschäden. Daraufhin wurden in mehreren Transporten Patienten in andere Kliniken verlegt. Johanne Wichlein kam mit der Reichsbahn am 9.12.1943 in die "Heil- und Pflegeanstalt" Meseritz-Obrawalde. Im Transport waren insgesamt 307 Patienten, von denen 269 bis Kriegsende starben. Die meisten von ihnen wurden mit überdosierten Medikamenten ermordet oder verhungerten. Amalie Johanne Wichlein starb am 13.3.1944 mit 80 Jahren.
Kornelia Renemann (2024)
Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen StAB 4.60/3-36; /3-65; /5-166 /5-330
Archiv Krankenhaus-Museum Bremen, Krankenakte A 523_08