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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Joseph Obermeier, *1882

1942 Deportation Ghetto Theresienstadt, 1944 Auschwitz, ermordet


Gröpelinger Heerstraße 167
Bremen-Gröpelingen

Joseph Obermeier


Familienbiografie
Joseph Obermeier
Anna Minna Obermeier, geb. Rosenthal

Joseph Obermeier wurde am 17.4.1882 in Salzufflen geboren und zog später nach Wesermünde. Als Beruf wird in den Unterlagen „Hilfsarbeiter“ angegeben. Seine Frau Anna Minna Rosenthal, am 12.10.1882 geboren, stammte aus Wilhelmshaven.

Joseph und Anna Minna Obermeier heirateten am 10.8.1907 in Wesermünde. Von ihren fünf Kindern überlebten nur zwei Töchter die Shoa: Dina Anna Julie Wilhelmine Lange, geb. Obermeier (1908 – 1994) und Johanne Junge, geb. Obermeier (geb. 1912); Fritz (geb. 1909), Bertha (geb. 1917) und Frieda (geb. 1920) wurden 1942 umgebracht. Fritz wurde im Ghetto Minsk ermordet, Bertha und Frieda vom KZ Ravensbrück in die Tötungsanstalt Bernburg an der Saale verbracht und dort ermordet.

Die Tochter Dina Anna gab in einem Antrag an die Wiedergutmachungsbehörde an, dass ihre Eltern bis zum 1.4.1941 in der Schillerstraße 98 in Bremerhaven (seit 1939 gehört Wesermünde zu Bremerhaven) gelebt haben. Inhaber der Wohnung war die „Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft“, die allen in ihren Wohnungen lebenden Juden 1941 kündigte. Anna und Joseph Obermeier kamen zunächst in der „Villa Schocken“ in der Wurster Straße 106 in Bremerhaven-Lehe unter. Hier lebte Jeanette Schocken, die Witwe des 1934 verstorbenen Kaufhausbesitzers Joseph Schocken, in deren Haus zwangsweise jüdische Mieter eingewiesen wurden. Nach der Deportation von Jeanette Schocken, ihrer Tochter und anderer Bewohner des Hauses nach Minsk am 17.11.1942 wurde das Haus geräumt und der Kriegsmarine übereignet. Anna Minna und Joseph Obermeier zogen in die Lange Straße 143 in Bremerhaven. Hier hatte das jüdische Ehepaar Anna und Arthur Bauer gelebt, dem 1939 die Flucht in die USA gelungen war.

Am 16.1.1942 mussten Anna Minna und Joseph Obermeier nach Bremen in das Jüdische Altersheim in der Gröpelinger Heerstraße 167 ziehen, das seit 1938 zu einem Sammelplatz für ältere Juden aus Bremen und Umgebung geworden war. Aus einem Schreiben der Oberfinanzdirektion Bremen an das Amt für Wiedergutmachung vom 30.11.1961 geht hervor, dass die Eheleute Obermeier eigene Wäsche und „Hausrat“ in das „Altersheim“ mitbringen mussten. Die Tochter Dina Anna hat angegeben, dass ihre Eltern darüber hinaus eine komplette Schlafzimmer- und eine Kücheneinrichtung nach Bremen verfrachten ließen. Diese Einrichtungsgegenstände wurden im Keller des Hauses deponiert und später vom Deutschen Reich „entzogen“, das heißt geraubt.

Am 23.7.1942 wurden Anna Minna und Joseph Obermeier mit den übrigen Bewohnern des Altersheimes nach Theresienstadt deportiert. Beide wurden von dort am 19.10.1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet. Sie waren zu diesem Zeitpunkt 62 Jahre alt.

Den Opfern aus dem Jüdischen Altersheim wird seit 2014 auf einer Gedenkstele beim Gebäude gedacht. Es werden dort keine Stolpersteine verlegt.

Anning Lehmensiek (2018)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E 7763, 4,54-E 8438, 4,54-RÜ 5740, Einwohnermeldekartei
www.unnel.de
www.bremer-frauenmuseum.de (Jeanette Schocken)
Lohse, Jürn: Die Holocaust-Denkmäler in Bremen, Hamburg 2007, S. 66-68

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt