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Ernst Herberts, *1872


Verstorben im Exil


Graf-Haeseler-Straße 65
Bremen-Mitte

Ernst Herberts


Ernst Louis Herberts wurde am 26.5.1872 in Hamburg als Sohn von Louis Rosenbaum und seiner Ehefrau Sara (gen. Sophia), geb. Sußmann, geboren. Die Familie war jüdischen Glaubens. Seit 1895 lebte Ernst Herberts in Bremen. 1902 hat er Anna Maria Elisabeth Marks (geb. 13.11.1881 in Bremen, ev.) geheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn John Herbert wurde 1905 in Bremen geboren.

Durch Beschluss der Senatskommission zu Hamburg vom 23.1.1925 hatte das Ehepaar den Familiennamen in Herberts umgeändert. Möglicherweise konvertierte Ernst Herberts zu jenem Zeitpunkt zum evang. Glauben, da die Einwohnermeldekarte, die zu Beginn der 1930er Jahre erstellt wurde, dieses Glaubensbekenntnis bei beiden aufführt.

Im Adressbuch von 1897 ist er mit seinem damaligen Familiennamen als Inhaber der Bremer Gasglühlicht-Industrie, Behrens & Co. verzeichnet. In den 1920er Jahren betrieb er mit seiner Ehefrau die Fa. Gans & Behrens mit Geschäftsadresse Am Wall 140 (Kaffee, Tee, Kakao Versand, Export und Import, Lebensmittelgroßhandlung und Spedition). Spätestens ab 1931 firmierte er als Gold- und Schmuckwaren-Großhandlung. Für zwei Jahre war der Sohn, seinerzeit in München lebend, mit einer Einlage von 1.000 RM Mitinhaber in einer 1931 gegründeten GmbH.

Die Familie wohnte seit 1912 im eigenen Haus in der Albrecht-Dürer-Straße 3. Seit 1931 lebte das Ehepaar getrennt. Ernst Herberts verließ das Haus kurzzeitig, wohnte aber von 1932 bis Ende 1935 wieder dort.

Am 28.7.1936 erlischt die Prokura von Elisabeth Herberts für die gemeinsam betriebene Firma. Am 1.8.1936 wurde die Ehe geschieden. Ab 1937 lebte er in der Graf-Haeseler-Straße 65.

Zu einem nicht dokumentierten Zeitpunkt wird in der Einwohnermeldekarte vermerkt, dass Ernst Herberts Jude sei. Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde auch er verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Das Entlassungsdatum ist nicht bekannt.

Nach seiner Rückkehr bereitete er seine Flucht aus Deutschland vor. Aufgrund seiner Vermögenswerte wurde er mit 23.343 RM "Judenvermögensabgabe" belegt und hatte bei seiner Ausreise 42.827 RM "Reichsfluchtsteuer" zu zahlen. Sein Betriebsvermögen wurde auf 43.100 RM geschätzt, wovon er bei dessen Veräußerung nur 6.800 RM erlösen konnte. Am 20.2.1939 beantragte er die Löschung seiner Firma im Handelsregister.

Am 29.3.1939 meldete er sich nach Paris ab. Er verstarb am 27.5.1940 in Lannion (Côtes-du-Nord). Die Todesursache ist nicht bekannt.

Das Entschädigungsverfahren nach dem Krieg wurde von seinem Sohn John geführt, der Diplom-Volkswirt war und in Frankreich lebte.

Peter Christoffersen (2025)

Informationsquellen:
StA Bremen Akten 4,54-E3943, 4,75/5-1508, 4.60/5-356 Nr. 1230, Einwohnermeldekartei