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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Beatrice Strauss, *1902

Am 10.11.1941 von Düsseldorf aus nach Minsk deportiert, ermordet



Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Lützowstraße 11

Beatrice Strauss


Beatrice Strauss (Strauß) wurde am 13.11.1902 als Kind des Ehepaares Sebald und Hedwig Strauß, geb. Rödelheimer, in Geisenheim/Rheingau geboren. Sie hatte zwei Geschwister: Alfred (geb. 1901) und Käthe (geb. 1904). Die jüdische Familie zog 1905 nach Wiesbaden, wo sie eine Weinhandlung betrieb, die sehr gut lief.

Beatrice Strauss genoss eine sehr gute Schulbildung, welche für Frauen in dieser Zeit ungewöhnlich war. Sie besuchte zunächst das Städtische Lyzeum, danach eine Studienanstalt, die sie 1922 mit dem Reifezeugnis abschloss. Ab 1923 war sie an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt eingeschrieben. Als Schwerpunkt benannte sie in ihrer Bewerbung für eine Lehrtätigkeit: “Meinen sozialen Interessen ging ich in der Jugend- und Frauenbewegung (z.B. Neuer Kreis für Frauenfragen) u.ä. nach.“ Nach ihrer Diplomprüfung arbeitete sie an ihrer Dissertation über “Die Konsumtionswirtschaft. Ihre Parallelentwicklung mit der Frauenfrage.“

Schon während sie die Dissertation abschloss, bewarb sie sich 1927 beim „Bremer Frauen-Erwerbs- und Ausbildungsverein“ für eine Anstellung als Diplomhandelslehrerin. In ihrer Bewerbung erwähnte sie durchaus selbstbewusst auch ihre praktische kaufmännische Erfahrung in der chemischen Fabrik „Geromont und Co.“ in den Jahren 1922/1923 in Wiesbaden. Darüberhinaus habe sie das Büro ihres Vaters während seiner Abwesenheit selbständig geleitet.

Am 4.9.1929 wurde ihr der Doktortitel der Wirtschaftswissenschaften verliehen. Im Mai 1927 wurde sie in Bremen mit voller Stundenzahl angestellt. Sie unterrichtete beim „Frauen-Erwerbs- und Ausbildungsverein“ und in der Mädchenberufsschule. In dieser Zeit wohnte sie in der Lützowerstraße 11, bei Elisabeth Ostermann, die ebenfalls Lehrerin war.

Ende 1930 beschloß die Behörde für Fortbildungs- und Fachschulen, ihr eine Anstellung als Handelsoberlehrerin in der Hauswirtschaftlichen Pflichtfortbildungsschule anzubieten. Beatrice Strauss zeigte sich selbstbewusst. Sie war nicht mit der Einstufung ihrer neuen Tätigkeit einverstanden. Sie bestand darauf, dass ihre vorherige jahrelange Tätigkeit als Handelslehrerin bei der Eingruppierung berücksichtigt würde. Nach einigem Ringen mit der Behörde erreichte sie im Januar 1931 die Anerkennung ihres Besoldungsdienstalters. Auch eine Verringerung der Kündigungsfristen auf drei Monate konnte sie erreichen.

Bereits am 31. August bekam Beatrice Strauss eine vorsorgliche Kündigung zum Jahresende. Begründung hierfür waren Sparmaßnahmen. Man bot ihr stattdessen eine Beschäftigung mit 17 Wochenstunden an, die nur stundenweise bezahlt wurden.

Bis zum 30.6.1933 lebte und arbeitete sie mit dieser finanziellen Einschränkung und sozialen Herabstufung. Dann wurde sie, wie andere jüdische oder politisch unliebsame Beamte und staatliche Angestellte entlassen. Grundlage dieser Maßnahme war das am 7.4.1933 von der nationalsozialistischen Regierung erlassene Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums.

Im Juli 1933 zog sie zu ihren Eltern nach Wiesbaden. Beatrice Strauss lebte und arbeitete ab 1936 in Düsseldorf, wo sie an der jüdischen Volksschule unterrichtete. Sie wohnte in der Feldstraße 34. Ab April 1938 unterrichtete sie in Essen an der jüdischen Schule.

Am 10.11.1941 wurde sie von Düsseldorf aus in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet. Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel sie einer der Massenmordaktionen, die Ende Juli 1942 begannen, zum Opfer.

In Bremen kann kein Stolperstein für sie verlegt werden, da die Lützowerstrasse nicht mehr existiert.

In Düsseldorf wurde ein Stolperstein für sie in der Feldstraße 34 verlegt. Es gibt darüber hinaus ein nach ihr benanntes Bildungszentrum der Mahn- und Gedenkstätte.

Für die Eltern Sebald und Hedwig Strauß, die in Theresienstadt ermordet wurden, wurden in der Bahnhofstraße 46 in Wiesbaden Stolpersteine verlegt.

Christa Rödel (2025)

Informationsquellen:

StAB Akte 4.111 Pers. 5533, Einwohnermeldekartei
Aktives Museum Spiegelgasse, Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden

Eine ausführliche Biografie von Beatrice Strauss findet sich bei:
Hildegard Jakobs, Gedenkbuch der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf: Gedenkbuch Düsseldorf