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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Walter Friedrichsen, *1903

Zuchthaus Oslebshausen, KZ Sachsenhausen
Ermordet 1945



Bremen-Burglesum
ehemalige Straßenbezeichnung: Lesewisch 31

Walter Friedrichsen


Walter Friedrichsen wurde am 24.2.1903 in Gronenburg, Kreis Lübeck als Sohn von Wilhelm und Bertha Friedrichsen geboren. Wilhelm Friedrichsen starb 1916 als Soldat im 1. Weltkrieg. Walter Friedrichsen war evangelisch-lutherisch getauft. Er lernte den Beruf des Schiffszimmermanns. Über sein Leben bis Anfang der 1930er Jahre ist nichts bekannt. Ab Mai 1929 lebte er im Lesewisch 31 bei seiner Verlobten, Willa Moretti, geb. 1891 in Oldenburg.

1932 beteiligte sich der aktive KPD’ler Friedrichsen, der auch Mitglied der Roten Hilfe war, an einem Sprengstoffattentat, bei dem der Polizeibeamte Gottfried Talle zu Tode kam und ein weiterer Polizist schwer verletzt wurde.

Im Rahmen eines NSDAP Gautreffens fand am 10.6.1932 im Bremer Westen ein Werbeumzug der SA mit 600 Teilnehmern statt. Die KPD rief zu Gegendemonstrationen auf. Eine kleine Gruppe vom Kommunisten zu denen Walter Friedrichsen gehörte, hatte Sprengkörper hergestellt und Pistolen besorgt. Bei der Eisenbahnunterführung der Grambker Heerstraße wurden sie von Polizisten gestellt und untersucht, dabei explodierte eine der Bomben. Friedrichsen hatte das Material zum Bau der Bomben besorgt und diese vor dem Attentat aufbewahrt. Die KPD distanzierte sich von dem Vorfall, sprach von Einzeltätern und Provokateuren. Aus diesem Grund sah sich die Partei auch außerstande, der Gruppe juristischen Beistand zu stellen.

Friedrichsen wurde daraufhin im Dezember 1932 im Zuchthaus Oslebshausen inhaftiert und im November 1932 vom Schwurgericht Bremen zu 6 Jahren, 6 Monaten und 3 Wochen Zuchthaus verurteilt. Die Strafe, die auch 5 Jahre „Ehrverlust“ beinhaltete, verbrachte Walter Friedrichsen in der Strafanstalt in Oslebshausen.

Nach seiner Entlassung am 5.3.1929 lebte er wieder kurz bei Willa Moretti, bevor er am 1.9.1939 in „Schutzhaft“ genommen und unter der Häftlingsnummer 12169 im Konzentrationslager Sachsenhausen in Block 27 inhaftiert wurde. Am 9.4.1945 erhielt Willa Moretti zum letzten Mal Post von Walter Friedrichsen aus der Haft. Danach verliert sich Walter Friedrichsens Spur. Ob er im Lager oder auf einem der Todesmärsche zu Tode kam, lässt sich nicht klären.

Willa Moretti zog am 8.11.1943 nach Freistatt bei Diepholz. Über ihr weiteres Leben ist nichts bekannt. Sie beantragte allerdings nach dem Krieg Entschädigung und berief sich darauf, dass die angestrebte Hochzeit mit Walter Friedrichsen nur aufgrund der Inhaftierung nicht mehr zustande kam. Diesem Argument folgten die Bremer Behörden jedoch nicht und versagten ihr jegliche Entschädigungszahlungen. Walter selbst hatte keine anderen Angehörigen, die eine Entschädigung hätten beantragen können.

Die Verlegung eines Stolpersteines ist nicht möglich, da die Straße Lesewisch nicht mehr existiert. Heute befindet sich dort das Gelände des Bremer Stahlwerks.

Michael Berthold (2024)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E1105, Einwohnermeldekartei
Herbert Schwarzwäder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd. III: Bremen in der Weimarer Republik (1918-1933), erw. und verb. Aufl. – 1995