Glossar
Gurs (Internierungslager)
Das am Fuße der Pyrenäen im französischen Baskenland gelegene Internierungslager Gurs war im Frühjahr 1939 eingerichtet worden, um nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges politische Flüchtlinge und Mitglieder der Internationalen Brigaden aufzunehmen.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden dort etwa 4.000 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland (darunter Hannah Arendt) als „feindliche Ausländer“ interniert.
Nach dem deutsch-französischen Waffenstillstand vom Juni 1940 lag Gurs im nicht besetzten Teil Frankreichs und unterstand damit der Vichy-Regierung.
Im Oktober 1940 wurden die meisten der etwa 7.500 deutschen Juden, die aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in den nicht besetzten Teil Frankreichs deportiert worden waren, in Gurs interniert.
Die katastrophalen Lebensbedingungen im Lager (Überbelegung und ständiger Mangel an Wasser, Nahrung und warmer Kleidung) führten dazu, dass allein in den Jahren 1940 und 1941 an Epidemien 800 Internierte starben; die äußeren Bedingungen besserten sich bis zur endgültigen Schließung des Lagers nicht.
Zwischen dem 6. August 1942 und dem 3. März 1943 lieferte die Vichy-Regierung mehr als 3.900 in Gurs internierte Juden an Deutschland aus; die meisten von ihnen wurden über das Durchgangslager Drancy in sechs Transporten in die im besetzten Polen errichteten Vernichtungslager, insbesondere nach Auschwitz-Birkenau, deportiert. Darunter befanden sich auch aus Bremen nach Belgien und Frankreich Geflüchtete.
Ende 1945 wurde das Lager Gurs endgültig geschlossen, nachdem dort zunächst noch Mitglieder der französischen Widerstandsbewegung und - nach der Befreiung Frankreichs im August 1944 - deutsche Kriegsgefangene und französische Kollaborateure interniert waren.
Quellen / Weitere Informationen:
Wikipedia-Artikel „Camp de Gurs“
Artikel “Das Lager von Gurs“ auf der Webseite http://www.jewishtraces.org
Artikel “Gurs“ auf der Webseite des United States Holocaust Memorial Museums (www.ushmm.org)
Michael Cochu (2011)