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Glossar

Israelitische Gemeinde Bremen

1803 ist das Gründungsjahr der Israelitischen Gemeinde Bremen. Die auf dem sog. bremischen Landgebiet wohnenden Juden hatten jedoch kein Niederlassungsrecht in der Stadt.

Unter französischer Besetzung wurde den Juden ab 1810 die Niederlassung in der Stadt erlaubt, sie wurden zu gleichberechtigten Bürgern.

1813 wurde der erste Vorsteher der Israelitischen Gemeinde in Bremen, Bendix Gumpel Schwabe, amtlich vermerkt. Ohne Frauen und Kinder mitzuzählen, wurden der Steuerbehörde 28 Gemeindemitglieder gemeldet.

Nach Ende der französischen Herrschaft im Jahre 1813 trat die Freie Hansestadt Bremen 1815 wie die anderen Freien Städte dem Deutschen Bund bei. Entgegen der Auffassung des Deutschen Bundes, dass Juden Bürger werden könnten, verfolgten der damalige Bürgermeister Johann Smidt und der Rat der Stadt eine judenfeindliche Politik, die auch von der Kaufmannschaft getragen wurde. Die Aufnahme von Juden sollte nur in Einzelfällen gestattet sein, während ansässig gewordene Juden innerhalb von sechs Jahren abgeschoben werden sollten. Bis 1848 war diese Politik Maxime des Senats.

1849 wurde eine Verfassung erlassen, die es Juden wieder erlaubte, sich in Bremen als gleichberechtigte Bürger niederzulassen. Die Stadt wurde für sie zum ökonomischen, sozialen und religiösen Schwerpunkt. 1863 erhielt die Israelitische Gemeinde die Rechte einer juristischen Person. In der Folge etablierte sich eine Gemeinde mit vielfältigen Aufgaben: u.a. wurden ein Kranken-Wohltätigkeits-Verein, ein Frauenverein sowie ein Jugendverein gegründet, es wurden eine Ritual-Badeanstalt, eine Synagoge und eine Friedhofskapelle eingerichtet. 1896 wurde der erste bremische Rabbiner, Dr. Leopold Rosenak, eingestellt. 1925 wurde das Altersheim Gröpelingen eingeweiht. Eine blühende Gemeinde mit 404 Mitgliedern und intensivem Gemeindeleben war entstanden, gut in das gesellschaftliche Leben Bremens integriert. Insgesamt lebten in der Stadt 1.328 Juden.

1926 wurde das 50-jährige Synagogen-Jubiläum und 1928 das 125-jährige Gemeinde-Jubiläum gefeiert.

Ab 1933 waren die Juden verschärfter antisemitischer Hetze ausgesetzt, die in den Pogromen der „Reichskristallnacht“ einen menschenverachtenden Höhepunkt erreichte: Synagoge und Friedhofskapelle wurden niedergebrannt, Gemeindehaus, Altersheim, Wohnungen und Geschäfte wurden demoliert und geplündert, jüdische Männer ins KZ Sachsenhausen deportiert.

Infolge antisemitischer Maßnahmen wurden jüdische Mitbürger bis 1939 aus dem beruflichen, wirtschaftlichen, kulturellen und öffentlichen Leben ausgeschaltet und ihres Besitzes beraubt. Abschiebung und Auswanderung führten dazu, dass von ehemals 1.314 Menschen jüdischen Glaubens im Jahre 1933 im Jahr 1939 nur noch 684 in der Stadt lebten.

1941 begannen Deportationen, am 18. November 1941 ins Ghetto Minsk , am 23. Juli 1942 und am 14. Februar 1945 ins Ghetto Theresienstadt.

Nach Kriegsende lebten im Juli 1945 in Bremen noch 93 Juden, darunter 56 Überlebende des Ghettos Theresienstadt. Die Israelitische Gemeinde Bremen konstituierte sich neu und wurde 1948 in das Vereinsregister eingetragen. 1952 folgte die Anerkennung der Gemeinde als Körperschaft des öffentlichen Rechts.

1952 wurden Wiedergutmachungsansprüche geregelt, 1957 die Entschädigungsverhandlungen nach dem Bundesentschädigungsgesetz von 1953/1956 wiederaufgenommen und ein Senatsbeschluss zur Unterstützung des Baues einer neuen Synagoge aus Bundes- und Landesmitteln gefasst. 1961 wurde die Synagoge mit einem neuen Gemeindezentrum eingeweiht.
1997 erfolgte die Umbenennung in „Jüdische Gemeinde im Lande Bremen“.


Quellen / Weitere Informationen:
Bruss, Regina; Die Bremer Juden unter dem Nationalsozialismus. Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, Bd.49, Bremen 1983

Markreich, Max; Geschichte der Juden in Bremen und Umgegend, San Francisco 1955, Neuedition v. Helge-Baruch Barach Burwitz, Schriftenreihe "Erinnern für die Zukunft e.V.", Bd. 1, Bremen 2003

Meier-Hüsing, Peter, Israelitische Gemeinde. In: ders., Religiöse Gemeinschaften in Bremen. Ein Handbuch, Marburg, 1990, S. 13-17

www.wikipedia.de, Artikel „Jüdische Gemeinde im Lande Bremen“ http://gemeinden.judentum.de/bremen/ (Die jüdische Gemeinde in Bremen)


Ingrid Stridde (2011)


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