Glossar
"Judenhäuser"
Das Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden vom 30.4.1939 (RGBl. I, S. 864) schaffte den Mieterschutz für Juden ab und schränkte deren Recht auf freie Wohnungswahl ein. Die Wohnungsbehörden konnten auf dieser gesetzlichen Grundlage veranlassen, dass Juden in bestimmten Häusern konzentriert wurden. Häuser jüdischer Eigentümer, in denen ab 1939 jüdische Mieter zwangsweise eingewiesen wurden, galten in der NS-Terminologie als "Judenhäuser". Eine direkte Beschlagnahme von Häusern zu diesem Zweck hat es nicht gegeben.
Neben der Bereitstellung von Wohnraum für die nichtjüdische Bevölkerung, insbesondere mit der zunehmenden Zerstörung von Häusern durch Bombardierungen, dienten sie dem Zweck der weiteren Ausgrenzung und Demütigung jüdischer Bürger. Eine weitere Funktion hatten sie in der Konzentration der Juden für die reibungslose Durchführung der nachfolgenden Deportationen. Viele Juden lebten dort nur kurze Zeit, bevor sie deportiert wurden.
In Bremen befanden sich die bekanntesten "Judenhäuser" an folgenden Stellen:
Bornstraße 5, Charlottenstraße 28, Elsasser Straße 114, Feldstraße 27, Franz-Liszt-Straße 11a, Geestemünder Straße 22, General-Ludendorff-Straße 27 und 37, Gröpelinger Deich 50, Große Johannisstraße 85, Humboldtstraße 10, Isarstraße 33, Kaufmannsmühlenkamp 5, Keplerstraße 36, Kohlhökerstraße 6, Löningstraße 3, Nordstraße 210, Parkstraße 1, Rembrandtstraße 25, Wiesenstraße 2 und Wilhelmshavener Straße 3.
Dazu kamen folgende „Judenhäuser“ im Gebiet des heutigen Bremen-Nord:
Blumenstraße 26, Gartenstraße 19, Hafenstraße 23, Johannisstraße 1a und Wilhelmstraße 9.
Eine abschließende Liste darüber, welche Häuser in Bremen als "Judenhäuser" von den NS-Behörden geführt wurden, gibt es nicht. Da es Anfang 1940 noch ungefähr 60 Häuser in jüdischem Besitz gab, waren es vermutlich wesentlich mehr als oben aufgeführt.
Quellen / Weitere Informationen:
Bruss, Regina: Die Bremer Juden unter dem Nationalsozialismus. Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, Bd.49, Bremen 1983
Hanno Balz, Die "Arisierung" von jüdischem Haus- und Grundbesitz in Bremen, Bremen 2004 (S. 77-81)
Dr. Barbara Johr (2011)