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Glossar

Politisch Verfolgte

„Daß der Nazi dir einen Totenkranz flicht: Deutschland, siehst du das nicht?“
(Kurt Tucholsky, 1930)

Zentrales Mittel zur Absicherung der NS-Diktatur war die Unterdrückung und Verfolgung politischer Gegner. Ihre Durchführung oblag in vielen Bereichen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). In der Bremer Gestapo (Am Wall 199) war es die Abteilung II, die für Kommunismus, Marxismus, Kirchen/Sekten und Juden zuständig war.

Nach nationalsozialistischer Diktion war jeder Staatsfeind, „der dem Volk, der Partei und dem Staat, ihren weltanschaulichen Grundlagen und ihren politischen Aktionen bewusst entgegenwirkt." In dieser Breite „legitimierte" das die Verfolgung aller Opfergruppen aus „politischen Gründen". Die Gruppe der politisch Verfolgten soll daher in diesem Zusammenhang auf die der Arbeiterbewegung nahestehenden Parteien eingegrenzt werden. Widerstand und daraus entstandene Verfolgung aufgrund weltanschaulicher, religiöser oder ethischer Verweigerung, der gleichwohl eine politische Komponente haben kann, soll damit aber nicht unterschiedlich gewichtet werden.

Die systematische Ausschaltung der politischen Opposition durch Massenverhaftungen begann nach dem Reichstagsbrand am 27./28. Februar 1933 und zog sich bis zu Kriegsbeginn 1939 hin. Später gab es noch eine große Massenverhaftung nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944, die sog. „Aktion Gewitter". Unabhängig davon kam es immer wieder zu Einzelverhaftungen.

Bis 1939 wurden mehr als 400 Widerstandskämpfer aus Bremen verurteilt, davon waren mehr als zwei Drittel Kommunisten. Von SPD und Reichsbanner standen ca. 150 Mitglieder vor Gericht. Die Anzahl der Personen, die vorrübergehend in „Schutzhaft" genommen wurden, ist nicht mehr nachvollziehbar. Viele der Verurteilten kamen nach der Verbüßung ihrer Zuchthausstrafe in ein Konzentrationslager. Viele von ihnen wurden dort ermordet oder starben aufgrund von Entbehrung oder Tortur.

Hingerichtet wurden u. a.:
Leo Drabent (KPD), Richard Heller (KPD), Lilly Karmann, Eduard Kayser, Alfred Kowalke (KPD), Stefan Lovasz (KPD), Karl Metz, Hans Neumann (KPD), Konrad Riedel (KPD), Robert Stamm (KPD).

In der Bremer Ausstellung Polizei.Gewalt. (2011) wurde an die Opfer politischer Verfolgung durch Polizei und Justiz beispielhaft an folgende Personen erinnert:

"Hermann Osterloh, Anna Stiegler, Johann Kühn, Fritz Blunk, Hans Hackmack, Hermine Berthold, Lina Carstens, Dora Lange, Wilhelm Blase, Adolf Stiegler, Josef Wanschura, Friedrich Kuhlmann, Rudolf Ernemann, Henry Lankenau, Richard Heller, Emil Theil, Walter van Perlstein, Richard Boljahn, Hermann Böse, Auguste Hagemann, Wilhelmine Gerken, Hermann Niehaus, Doris Reimann, Dietrich Meyer, Georg Buckendahl, Alfred Faust, Wilhelm Weiher, Wilhelm Horn, Fritz Twietmeyer, Emmi Brinkmann, Erna Heitmann, Auguste Voß, Henni Kastens, Selma Vöge, Georg Thumm, Wilhelm Dierks, Willy Dehnkamp, Theophil Jazdziewski, Alfred Göbel, Friedrick Braams, Maria Krüger, Otto Meier, Heinrich Limberg, Robert Stamm, Käte Lübeck, Karl Metz, Gustav Böhrnsen, Lutz Bücking, Klaus Bücking, Johannes Koschnick..."


Quellen / Weitere Informationen:
1 Schäffers Grundriß des Rechts und der Wirtschaft, Heidelberg 1935, zitiert nach Michael Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts, Dritter Band (1914-1945), München 1999, (S. 366)

Inge Marßolek / René Ott, Bremen im 3. Reich, Bremen 1986

Polizei.Gewalt., Bremens Polizei im Nationalsozialismus, Ausstellungskatalog 2011


Peter Christoffersen (2011)


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