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Glossar

Westerbork (Sammel- und Durchgangslager)

Westerbork ist ein Dorf in der ostniederländischen Provinz Drenthe, in dessen Nähe sich ein von der niederländischen Regierung 1939 errichtetes Lager befand. Die Einrichtung dieses Lagers war schon 1938 beschlossen worden, als sich nach der Reichspogromnacht die Zahl der in die Niederlande fliehenden Juden stark erhöhte. Das Lager diente der Unterbringung von jüdischen Flüchtlingen, die sich teils legal, teils illegal in den Niederlanden aufhielten. Am 9.10.1939 kamen dort die ersten jüdischen Flüchtlinge an, deren Versuch, von Hamburg nach Kuba auszuwandern, gescheitert war.

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande am 10.5.1940 kam das Lager unter deutsche Verwaltung und diente weiterhin der konzentrierten Unterbringung von jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland und Österreich. 1942 wurde aus dem Wohnlager ein Durchgangslager für die niederländischen Juden, von dem die Transporte in die Vernichtungslager im Osten ausgingen. Vom 1.7.1942 bis zum 3.9.1944 brachten 98 Züge ca. 96.000 Menschen nach Auschwitz, Sobibor und Bergen-Belsen; 4.466 Menschen wurden (zunächst) nach Theresienstadt gebracht. Insgesamt belief sich die Zahl der über Westerbork deportierten Juden auf etwa 107.000 (darunter auch Anne Frank), von denen nur etwa 5.000 überlebten.

Ab Mai 1945 diente das Lager kurzfristig der Inhaftierung von Niederländern, die mit den Deutschen kollaboriert hatten. Von 1951 bis 1970 nutzten die Niederlande das Lager zur Unterbringung für Soldaten, die aus Niederländisch-Indien bzw. von den Molukken (zurück)kamen. Nach dem Abbruch des Lagers im Jahre 1970 wurde 1983 in der Nähe ein Erinnerungszentrum eingerichtet. Im Rahmen der z.Zt. laufenden Renovierung sollen teilweise auch Baracken und andere Einrichtungen des abgebrochenen Lagers neu errichtet werden.


Quellen / Weitere Informationen:
Ernst H. Kossmann, Die Erfahrung des Leidens, Zentrum für Niederlande-Studien, Jahrbuch Bd. 1 (1990), S.57 ff.

Jan Vis, Was niederländische Studienanfänger über den 2. Weltkrieg wissen und wie sie ihn betrachten, Zentrum für Niederlande-Studien, Jahrbuch 10/11 (1999/2000), S.133 ff.

Matthias M. Ester u. Gabriele John, Tagungsbericht aus dem ESTA Europa Institut Bocholt,

ebenda S. 272 ff;

website Wikipedia am 27.2.2011

website kampwesterbork.nl am 3.3.2011


Dr. Klaus Eissing (2011)


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