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Helmut Rosenberg, *1924

deportiert nach Auschwitz
ermordet 30.4.1943


Feldstr. 22
Bremen-Östliche Vorstadt


Feldstr. 22 - Weitere Stolpersteine:


Helmut Rosenberg

Helmut Rosenberg
geb. 22.3.1924 Bassum

Helmut Rosenberg wurde als Sohn von Siegmund (geb. 1890 in Leer) und Frieda Rosenberg, geb. Silberberg (geb. 1889 in Bassum), geboren. Er hatte eine Schwester: Gertrud (geb. 1919 in Bremen). In Bassum besuchte er von 1930 bis 1934 die Volksschule. Nach dem Umzug seiner Eltern nach Bremen – 1936 in die Feldstraße 22 – ging er dort weiter bis 1938 zur Schule.

Die Familie plante, im Sommer 1938 nach Argentinien zu flüchten und besaß vier Tickets für die Schiffspassage. Das Schiff nach Argentinien lief am 31.8.1938 aus, die Rosenbergs waren jedoch nicht an Bord, da ihnen bis dahin keine gültigen Einreisepapiere vorgelegen hatten. Die Schiffskarten verfielen, das Umzugsgut, das sich bereits in den Niederlanden befand, wurde später wieder nach Deutschland zurückgebracht. Am 1.9.1938, also nur einen Tag nach der gescheiterten Flucht, reiste die 18-jährige Tochter Gertrud per Schiff nach New York. Sie hatte ein Visum zur Einwanderung in die USA bekommen. Die Eltern und Helmut blieben in Bremen, wo sie ab September 1938 in der Hastedter Heerstraße 313 gemeldet waren. Am 5.11.1938 meldeten sich Frieda und Helmut Rosenberg nach Hamburg, Bundesstraße 35, ab.

Am 10.11.1938 wurde Siegmund Rosenberg im Zuge der Reichspogromnacht verhaftet. Nach seiner Entlassung organisierte er seine Flucht nach Kuba. Am 12.5.39 meldete er sich in Bremen "nach Cuba" ab. Er hatte eine Passage auf der St. Louis gebucht. Bei ihrer Ankunft in Havanna erklärte die kubanische Einwanderungsbehörde die Landungspermits aufgrund geändeter Einreisebestimmungen für ungültig, die Auswanderer durften nicht von Bord gehen. Das Schiff kehrte nach Europa zurück. Siegmund Rosenberg ging in Antwerpen von Bord und meldete sich am 18.6.1939 in Amsterdam an. Nach der Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht wurde er erneut verhaftet. Vom 1.7.1940 bis zum 18.1.1944 war er im Sammellager Westerbork und anschließend im Ghetto Theresienstadt interniert. Am 6.10.1944 wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz überstellt und am 8.10.1944 dort ermordet. Frieda Rosenberg lebte ab dem 21.11.1938 wieder in Bremen. Sie wurde am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert: Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Helmut Rosenberg blieb in Hamburg und floh zu einem nicht bekannten Zeitpunkt 1939 in die Niederlande. Er lebte zunächst bei einer Familie in Amsterdam und später in Einrichtungen für Flüchtlingskinder in Gouda, Amsterdam und Rotterdam. In den niederländischen Unterlagen ist er als Schuhmacher registriert. Ab einem nicht bekannten Zeitpunkt war er in der Joodse Jeugdfarm (Jüdische Jugendfarm) in Gouda, Ridder van Catsweg 61, untergekommen. Hier, auf der Catharinahoeve Farm, erhielten jüdische Kinder eine landwirtschaftliche Ausbildung, um sie auf eine Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Die Jugendfarm wurde von der deutschen Besatzung bis Anfang 1943 geduldet. Jedoch am 22.4.1943 sollten sich die Bewohner der Ausbildungsstätte im Kamp Vught, dem KZ Herzogenbusch, melden. Die elf Jugendlichen, die noch auf der Farm waren, tauchten unter. Helmut befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Westerbork. Er war am 5.2.1943 in das Sammellager eingeliefert worden. Von dort wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er am 30.4.1943 ermordet wurde.

Sein Name steht auf einer Gedenkplatte in Gouda, auf der den 327 Opfern aus der Stadt, die ihr Leben während der Besatzungszeit verloren, gedacht wird. Am 1.12.2009 wurde auch in seinem Geburtsort Bassum ein Stolperstein für ihn verlegt.

Verfasser:
Peter Christoffersen (2019)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E12023, Einwohnermeldekartei
Todesurkunde der Gemeinde Gouda v. 24.11.1953
Häftlingsnachweis in Datenbank Memorial and Museum Auschwitz-Birkenau
National Archive, 2.04.58, inv 130 and others – in: www.joodsmonument.nl/en/page/395948/helmut-rosenberg
www.goudsmetaheerhuis.nl/namen.html
www.spd-bassum.de/aktuell/nachrichten/2009/115095.php

Abbildungsnachweis: www.dokin.nl/deceased-children/helmut-rosenberg-born-22-mar-1924

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Westerbork
Glossarbeitrag Auschwitz