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Bertha Behr, geb. Weinberg, *1901

deportiert 1942 nach Theresienstadt
ermordet in Auschwitz


Bückeburger Str. 42
Bremen-Östliche Vorstadt


Bückeburger Str. 42 - Weitere Stolpersteine:


Bertha Behr


Familienbiografie
Levy Weinberg
Bertha Behr, geb. Weinberg

Leib genannt Levy (auch Levie) Weinberg, geb. 10.5.1867 in Leer, war mit Amalie Lenneberg (geb. 25.9.1873 in Olpe) verheiratet. Das Ehepaar hatte sieben Kinder: Alfred (1897-1917), Max (Jg. 1898), Werner (Jg. 1899), Bertha (Jg. 1901), Richard (Jg. 1902), Elisabeth (Jg. 1906) und Paula (Jg. 1908).

Levy Weinberg war Großviehhändler in Oldenburg und hatte ein großes, gut eingerichtetes Haus mit sieben Zimmern in der Brüderstraße 30. Weiter besaß er ein als Weide genutztes Grundstück in Bassum. Die Geschäfte in seinem mittelständischen Viehhandelsgeschäft liefen gut. Doch aufgrund des Boykotts jüdischer Geschäfte und Betriebe sowie der Beschränkungen jüdischer Unternehmen ging ab 1933 auch sein Viehhandel zurück. Darüber hinaus schränkte die jahrelange Pflege seiner schwerkranken Frau seine Mobilität ein, sodass es am 21.6.1935 zur Schließung des Geschäftes und zur Zwangsversteigerung des Hauses in der Brüderstraße 30 kam. Seine Ehefrau verstarb am 1.10.1934. Am 2.1.1935 verließ Levy Weinberg Oldenburg und zog nach Bremen in die Bückeburger Straße 42, wo er bis zum 20.5.1941 mit seiner Tochter Bertha zweieinhalb Zimmer bewohnte. Die Miete betrug 60 RM monatlich. Für den Lebensunterhalt, gab Levy Weinberg im September 1939 dem Oberfinanzpräsidenten bekannt, benötige er 35 RM monatlich.

Bertha Weinberg heiratete am 10.1.1941 den geschiedenen Leopold Behr, geb. 1880 in Bremen. Leopold Behr hatte nach dem „Einjährigen“ eine Ausbildung zum Schlachter gemacht, wurde Kaufmann und Viehhändler. Er hatte in der Westerstraße 66 ein Haus, das er am 3.10.1939 verließ, vermutlich weil es „arisiert“ wurde. In seiner Arbeit war er angesehen und erfolgreich. Er war Mitglied im „Verein der Pferdehändler“, besaß eine „Legitimationskarte für Kaufleute“ und errang 1932 bei einer Mastviehausstellung eine Ehrenurkunde (I. und III. Preis). Seine Vieh- und Pferdehandlung erlosch am 24.8.1938. In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 wurde er verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingeliefert, aus dem er am 13.12.1938 zurückkehrte. Er verstarb am 10.6.1942 in Bremen.

Am 20.5.1941 wurden Bertha Behr und ihr Vater in das „Judenhaus“ Keplerstraße 36 eingewiesen, wo ihnen zwei Zimmer und eine Küche zur Verfügung standen. Ihr Ehemann wohnte noch bis zum 14.6.1941 im Haus seiner Eltern in der Großen Johannisstraße 62 (das Haus wurde 1942 „arisiert“), bis er zu seiner Frau in die Keplerstraße zog. Nach der Heirat war in der Einwohnermeldekartei vermerkt worden: „Eheleute wohnen wohnungshalber getrennt“.

Am 23.7.1942 wurden Levy Weinberg und seine verwitwete Tochter Bertha Behr in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er erlag dort am 28.5.1944 den Entbehrungen. Wenige Tage zuvor – am 15.5.1944 – war seine Tochter von Theresienstadt in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz überstellt worden. In ihrem Transport, der Auschwitz am 16.5.1944 erreichte, befanden sich 2.503 Juden. Die Ankömmlinge wurden zunächst im Theresienstädter „Familienlager BIIb“ in Auschwitz-Birkenau untergebracht. Der Tag der Räumung des Lagers und der Ermordung seiner Insassen ist nicht bekannt.

Die anderen Kinder Levy Weinbergs haben den Holocaust mehrheitlich im Exil überlebt.

Peter Christoffersen (2016)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10662, 4,54-E10991, Einwohnermeldekarte,i 4,42/3-40 Erinnerungsbuch für die jüdischen NS-Opfer aus Oldenburg (www.erinnerungsbuch-oldenburg.de)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Theresienstadt
Glossarbeitrag Auschwitz