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Eduard Ickert, *1889

IM WIDERSTAND / KPD, VERHAFTET 1934, VERURTEILT 1936 „VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT“, ZUCHTHAUS OSLEBSHAUSEN
TOT 2.9.1938


Humannstraße 33
Bremen-Gröpelingen

Verlegedatum: 20.09.2018

Eduard Ickert


Eduard Ickert (geb.1889 in Dimitrowka/Wolhynien) kam 1916 nach Bremen. Er war Schmied und arbeitete von 1917 bis 1931 auf der Werft AG „Weser“. Er war verheiratet mit Melida Hoffmann (geb. 1890 in Lodz) und hatte sechs Kinder: Bertha (geb. 1911), Paula (geb. 1913), Eduard (geb. 1913), Emil (geb. 1915), Charlotte (geb. 1917) und August (geb. 1918).

Eduard Ickert war 1919/20 zunächst Mitglied der SPD, ab 1920 dann der KPD. 1924 trat er dem Rote Frontkämpferbund, 1927 der KPD Zelle Gröpelingen bei. 1927/28 übernahm er die Aufgaben eines Kassenwartes und Literaturobmanns. 1931 wurde er auf der Roten Einheitsliste in die Arbeiterkammer gewählt. Politisch aktiv waren auch Sohn Eduard (ab 1931 Mitglied in der KP-Sportsfreunde Gröpelingen), Tochter Charlotte (ab 1931/32 Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) und Sohn Emil (ebf. Mitglied des KJVD). Letzterer war 1934 im Konzentrationslager Ochtumsand, überlebte jedoch die Jahre der Verfolgung wie auch all seine Geschwister und seine Mutter.

Die Familie erlebte unter dem NS-Regime 15 Hausdurchsuchungen, bei denen Hausrat zerstört und Bücher konfisziert wurden. Bei einer der Hausdurchsuchungen wurden Beitrittserklärungen und Parteiabzeichen gefunden. Da er außerdem Klebebilder mit Aufschriften wie „KJVD lebt“ oder „Nieder mit dem Hitler-Terror“ verteilt hatte, wurde er verhaftet und am 6.5.1936 vom Hanseatischen Oberlandesgericht wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Seine Familie musste die Wohnung räumen, zudem verlor sie – aufgrund seiner Zugehörigkeit zu verbotenen KPD – die deutsche Staatsangehörigkeit. Melida Ickert musste daher eine Arbeitskarte für Ausländer beantragen, um überhaupt arbeiten zu dürfen.

Eduard Ickert arbeitete in der Zuchthauswäscherei, zog sich dabei eine schwere doppelseitige Lungen-Tbc zu. Erstmalig kam er am 18.3.1937 auf die Krankenstation; am 10.7.1937 wurde er auf die offene Krankenstation verlegt; am 18.3.1938 wurde er ins städtische Krankenhaus Bremen gebracht, erhielt Haftverschonung und wurde am 7.8.1938 erneut auf die offene Station im Zuchthaus verlegt, wo er am 2.9.1938 verstarb.

Michael Berthold (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E390, Einwohnermeldekartei
Gefangenenbuch der Strafanstalt Oslebshausen 1932-1936
Marßolek, Inge/Ott, René: Bremen im Dritten Reich, Bremen 1986

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Politisch Verfolgte