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Aron Orbach, *1885

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Humboldtstr. 5
Bremen-Östliche Vorstadt


Humboldtstr. 5 - Weitere Stolpersteine:


Aron Orbach

geb. 10.2.1885 in Barkenbrügge, Kreis Neu-Stettin

Aron Orbach war der Sohn von Leib und Dorothea Orbach, geb. Meyersohn. Das Ehepaar hatte drei Kinder.

Am 22.7.1926 schloss er in Danzig die Ehe mit Gerda Aris (geb. 3.4.1895 in Danzig). Sie hatten eine Tochter Marion-Dorrit (geb. 13.6.1927 in Bremen).

Aron Orbach war Kaufmann und Textilvertreter. In den Zeiträumen 1.5.1914 bis 5.8.1914 und 1.6.1919 bis 17.11.1941 war er in Bremen gemeldet. Dieses lässt vermuten, dass er Soldat im Ersten Weltkrieg war. Die Familie lebte ab 1930 in der Suhrfeldstraße, dann vom 1.7.1935 bis zum 2.9.1941 in der Humboldtstraße 5. In ihren letzten zwei Monaten in Bremen wurden sie in das Haus der Geschwister Bromberger in der Contrescarpe 93 eingewiesen.

Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde die Familie Orbach aus ihrer Wohnung gezerrt und zu einer Sammelstelle für jüdische Bewohner Bremens beim Alten Gymnasium gebracht. Während seine Frau und seine Tochter in die Wohnung zurückkehren durften, wurde Aron Orbach im KZ Sachsenhausen bis zum Dezember 1938 inhaftiert.

Die Familie Orbach war vermögend, denn die Textilvertretung war zunächst erfolgreich, und Gerda Orbach hatte Aktienbesitz in die Ehe eingebracht. Die als "Sühneleistung" zu zahlende Judenvermögensabgabe konnten sie mit der Einlieferung von Aktien 1938/1939 abgelten (darunter auch Papiere der I.G.Farben). Das restliche Vermögen wurde nach ihrer Deportation auf Anordnung des Oberfinanzpräsidenten Weser/Ems im Februar 1942 zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen.

Als einziges Dokument ist eine Postkarte von Aron Orbach erhalten geblieben, die er
an seinen Neffen Harry, der 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden gelangt war, im November 1940 schrieb. Darauf übermittelte er "etwas verfrüht" Chanukka-Grüße und teilte mit, dass es seiner Familie gesundheitlich gut ginge. Weiter wolle er sich bei der Devisenstelle erkundigen: "ich wollte dir gern etwas schicken". Eine Geldsendung ist bei Harry jedoch nie eingetroffen. Die Karte enthält weiter einen Zusatz: "Viele Grüße und Küsse, Marion". Die Karte traf am 12.12.1940 in Dalarne ein.

Am 18.11.1941 wurden Aron, Gerda und ihre Tochter Marion Orbach von Bremen aus in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen, die Ende Juli 1942 begannen, zum Opfer.

Seine Schwester Ida wurde in Sobibor ermordet, seine Schwester Flora überlebte in den USA.


Verfasserin:
Barbara Ebeling (2011)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E4107, Einwohnermeldekartei
www.ushmm.org (Holocaust Survivor & Victim Database Washington)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk