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Moritz Kayser, *1872

gezwungen 1938 zur Geschäftsaufgabe; Flucht 1941 Kuba
überlebt


Kapitän-Dallmann-Str. 23
Bremen-Blumenthal


Kapitän-Dallmann-Str. 23 - Weitere Stolpersteine:


Moritz Kayser

Moritz Kayser
geb. 8.1.1872 in Blumenthal

Moritz Kayser war der Sohn von Moses Kayser (geb. 1831 in Grohn) und seiner Ehefrau Eliese Esther, geb. Gottschalk (geb. 1839 in Blumenthal).

Moritz Kayser betrieb in der Kapitän-Dallmann-Straße einen Produktenhandel mit Gebrauchtwaren aller Art. Das Geschäft war ihm im Jahr 1900 von seinem Vater überschrieben worden. Im gleichen Jahr hatte er Lena Hahn aus Emden geheiratet, deren Vater ein Lehrer war. Als Mitgift brachte sie 20.000 RM und eine Naturalaussteuer im Wert von 5.000 RM in die Ehe ein. Über diese Summe wurde im Grundbuch von Blumenthal eine Hypothek eingetragen. An der Kapitän-Dallmann-Straße wurden zwei Geschäftshäuser gebaut, die vermietet wurden. Moritz Kayser betrieb sein Geschäft auf dem hinteren Teil des Grundstücks.

Das Ehepaar hatte drei Kinder, Blanka Bejle (verstarb im Geburtsjahr 1901), Gerda und Herbert. Der Sohn verstarb 1929 mit 26 Jahren. Er wurde auf dem Friedhof der Synagogengemeinde Aumund in Schwanewede beigesetzt, wie später auch seine Mutter Lena, die 1937 verstarb.

Moritz Kayser betätigte sich aktiv in der Synagogengemeinde Aumund: er führte über 25 Jahre die Kasse der Gemeinde. Außerdem war er lange Jahre Kassierer und Schriftführer des Bürgervereins Blumenthal.

Die Tochter Gerda emigrierte 1937 mit ihrem Ehemann nach New York. Der nun gänzlich alleinstehende Vater zog noch im selben Jahr nach Breslau. Er lebte dort in einer Pension und betrieb von dort aus seine Ausreise. Unmittelbar nach seinem Umzug nach Breslau schickte ihm das Blumenthaler Finanzamt als Eilsache die Aufforderung zu, umgehend 10.000 RM zugunsten des Deutschen Reiches auf sein Grundstück aufzunehmen und als „Reichsfluchtsteuer“ an den Staat abzuführen. Der Aufforderung kam er nach und verkaufte dafür eines seiner Häuser in der Kapitän-Dallmann-Straße. Zum Jahresende 1938 musste er auch das zweite Haus verkaufen. Der Käufer hatte bereits Vorgespräche geführt und den Kaufpreis gedrückt.

Erst im Jahr 1941 konnte Moritz Kayser emigrieren. Ihm gelang die Ausreise nach Kuba. Er war damals 69 Jahre alt. Nach 1945 konnte er aus Kuba zu seiner Tochter Gerda nach Cincinnati/Ohio ausreisen, wo er am 4.8.1948 verstarb.


Verfasserin:
Wiltrud Ahlers (2011)

Abbildungsnachweis: Privatbesitz

Informationsquellen:
Zeitungsbericht vom 8.4.1932 im Weser-Kurier/Die Norddeutsche
Grundbuchakte Kayser, Amtsgericht Blumenthal
www.ortsfamilienbuecher.de/

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Arisierung"
Glossarbeitrag Auswanderung