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Hermann Behr, *1850

DEPORTIERT 1942, THERESIENSTADT
TOT 27.9.1942


Große Johannisstraße 62
Bremen-Neustadt

Verlegedatum: 28.09.2012

Hermann Behr

Hermann Behr
geb. 27.5.1850 in Osterwanna

Hermann Behr war der Sohn von Philipp Behr und seiner Ehefrau Henriette, geb. Abraham. Er lebte seit 1865 in Bremen. Am 10.10.1873 heiratete er Sophie Moses (geb. 10.10.1852) in Hamburg. Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Adolf (geb.?) Bernhard (geb. 1875 ?), Leopold (geb. 10.1.1880 in Bremen), Auguste (geb. ?) und Friederike (geb. 16.3.1887 in Bremen). Sophie Behr verstarb am 19.2.1919 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Bremen-Hastedt bestattet.

Hermann Behr verdiente seinen Lebensunterhalt als Trödler, so die Bezeichnung auf der Einwohnermeldekarte. Er erwarb das Haus Große Johannisstraße 62 und zog dort mit seiner Familie am 1.10.1904 ein. Er besaß weiter ein gegenüberliegendes Grundstück mit Haus am Neustadtswall 12c. 1925 überschrieb er seinem Sohn Adolf, der Pferdehändler war und in Hannover lebte, die Grundstücke. Der Vater erhielt ein lebenslanges Wohnrecht und eine monatliche Rente von 50 RM. 1942 wurden die Grundstücke vom Deutschen Reich "arisiert". Beide Häuser wurden während des Krieges zerstört.

Im September 1941 musste Hermann Behr mit 91 Jahren sein Haus verlassen und fand im "Judenhaus" Keplerstraße 36 Unterkunft. Auf engstem Raum lebte er hier mit seinem Sohn Leopold und dessen Ehefrau Berta, geb. Weinberg.

Nach dem Tod seines Sohnes zog er am 1.7.1942 in das jüdische Altersheim, Gröpelinger Heerstraße 167. Am 23.7.1942 wurde der 92jährige mit allen anderen Bewohnern des Altersheimes nach Theresienstadt deportiert. Wenige Tage nach der Ankunft verstarb er dort am 27.9.1942.

Der Sohn Leopold, Viehhändler von Beruf, wurde beim Novemberpogrom verhaftet und war vom 10.11.-21.12.1938 im KZ Sachsenhausen interniert. Er starb am 10.6.1942 im "Judenhaus". Seine Ehefrau Bertha (geb. 1901) wurde zusammen mit ihrem Vater Levy Weinberg und ihrem Schwiegervater im selben Transport nach Theresienstadt deportiert. Am 15.5.1944 wurde sie von dort weiter nach Auschwitz gebracht, wo sie ermordet wurde.

Der Sohn Adolf, der als Pferdehändler in Hannover lebte, wurde von der Gestapo verfolgt und misshandelt. Er verstarb am 3.8.1940 an den Folgen. Seine Ehefrau (in zweiter Ehe) Cäcilie Behr, geb. Wolffs, wurde am 15.12.1941 nach Riga deportiert und dort ermordet.

Die Tochter Auguste kam vermutlich bei einem Bombenangriff ums Leben. Der Sohn Bernhard verstarb vor 1936.

Die Tochter Friederike, verheiratete Ruhe, war nach eigenen Angaben seit dem 6.6.1944 in verschiedenen Gefängnissen in Haft, zuletzt vom 13.4.45 - 1.5.1945 im Arbeitserziehungslager Nordmark, Kiel-Hassee. Sie verstarb 1975.


Verfasser:
Peter Christoffersen (2012)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akten 4,54-E10990 und 4,54-Ra 863, Einwohnermeldekartei
www.die-maus-bremen.de (Grabstein Sophie Behr)

Anmerkung:
Der Stolperstein ist bei Bauarbeiten abhanden gekommen. Eine Nachverlegung ist geplant.

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Arisierung"
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Theresienstadt