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Else Bloch, geb. Gusdorf, *1881

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Faulenstr. 48
Bremen-Mitte


Faulenstr. 48 - Weitere Stolpersteine:


Else Bloch

geb. 24.3.1881

Die in Detmold geborene Else Bloch, geb. Gusdorf war die Tochter von Moses Gusdorf und seiner Frau Regina geb. Frankenstein und hatte acht Geschwister; ihr Vater starb 1917, ihre Mutter 1927.

1906 heiratete sie den Bremer Kaufmann Albert Bloch. Dieser wurde am 26.3.1874 in Vechta geboren. Seine Eltern waren der in Twistringen geborene Textilkaufmann Adolf Bloch (1834-1917) und seine in Borgholzhausen geborene (zweite) Ehefrau Rosa geb. Weinberg (1864-1922).

Albert Blochs Vater war 1848 als Lehrling nach Vechta gekommen, hatte 1856 das vor 1800 erbaute ansehnliche Geschäftshaus seines Lehrherrn in der Großen Straße 71 übernommen und dort neben dem Handel mit Manufakturwaren eine Agentur des Norddeutschen Lloyd für die Auswanderung in die USA betrieben. Adolf Bloch war zweimal verheiratet und hatte 15 Kinder; viele Jahre war er Vorsteher der Synagogengemeinde Vechta; als er 1917 auf dem jüdischen Friedhof begraben wurde, hielt der Landesrabbiner die Trauerrede, und der Kriegerverein ehrte ihn mit einer Parade.

Als Albert Bloch heiratete, leitete er die Bremer Filiale der Schuhfabrik Conrad Tack & Co.; Else Bloch wurde in diesem Betrieb als Verkäuferin, Buchhalterin und Korrespondentin eingestellt. Von 1924 bis 1932 betrieben Albert und Else Bloch in der Faulenstraße 19 ein eigenes Schuhgeschäft, das 1932 in Konkurs ging. Anschließend eröffnete Else Bloch auf ihren Namen in der Faulenstraße 4 ein Schuhgeschäft, das 1935 infolge antisemitischer Boykottaktionen aufgegeben werden musste.

Als Alberts Schwestern Sara, Helene, Meta und Dora im Sommer 1939 gezwungen waren, das Elternhaus in Vechta zu verkaufen, zogen sie zu Albert und Else in die Faulenstraße 48.
Am 18.11.1941 wurden Albert und Else Bloch wie auch Alberts Schwestern Sara, Meta, Helene und Dora von Bremen aus in das Ghetto Minsk deportiert. Von den 442 Juden, die aus Bremen deportiert wurden, sind nur sechs zurückgekehrt; alle anderen – so auch Albert und Else Bloch und Alberts vier Schwestern – wurden in Minsk ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Albert Bloch wurde von seinen noch vor dem Ersten Weltkrieg in die USA ausgewanderten Brüdern Simon (geb. 1876) und Ernst (geb. 1886) sowie von seiner in einer „Mischehe“ lebenden Schwester Paula Kasch geb. Bloch (1883-1963) überlebt.

Drei von Else Blochs Geschwistern gelang die Flucht in die USA: dem Bruder Albert Gusdorf, der Schwester Margarete Feibusch geb. Gusdorf und der Schwester Bertha Feibusch geb. Gusdorf.

Ihr 1878 geborener Bruder Max Gusdorf lebte als Handelsreisender in Berlin, floh nach Kriegsbeginn in die Niederlande, wurde 1943 aus Amsterdam über das Sammellager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet. Ihr 1879 geborener Bruder Hermann Gusdorf wurde 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Ihre 1882 geborene Schwester Anna Falk geb. Gusdorf wurde am 9.12.1942 von Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Ihre 1884 geborene Schwester Henny Warschauer geb. Gusdorf, die in Bremen in der Weberstr. 26 ein Geschäft für Fahrräder und Nähmaschinen betrieb, wurde mit ihren Söhnen Kurt und Walter Warschauer von Bremen in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet. Für sie sind in der Humboldtstraße 10 in Bremen Stolpersteine verlegt worden.

Verfasser: Michael Cochu (2015)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10653, Einwohnermeldekarte
Obenaus (Hrsg.): Handbuch, Band II, S. 1502ff.
Behne, Ulrich: Die Viehhändlerfamilien Gerson und das Schicksal der jüdischen Gemeinde zu Vechta, 2. Aufl., 2010

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Auschwitz
Glossarbeitrag Minsk