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Heymann Cohen, *1883

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Elsasser Str. 114
Bremen-Schwachhausen


Elsasser Str. 114 - Weitere Stolpersteine:


Heymann Cohen


Familienbiografie
Heymann Cohen
Hedwig Cohen, geb. Levi

Heymann (Heimann) Cohen wurde am 4.10.1883 in Neustadtgödens geboren als Sohn von Victor Feibel Cohen (geb.1836 in Neustadtgödens) und Minchen Breslauer (geb. 1844 in Aalten). Sein älterer Bruder Philipp war 1866 in Neustadtgödens geboren. Der Vater starb im Jahr 1900 in Groningen, die Mutter 1913 in Neustadtgödens.

Am 27.12.1909 heirateten Heymann Cohen und Hedwig Levi (geb. 30.11.1883 in Nordhausen). Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor: Melitta (geb. 10.8.1911 in Neustadtgödens) und Inge (geb. 26.4.1921 in Streek/ Varel).

Heymann Cohen war Inhaber einer Viehhandlung. Seit dem 8.6.1927 war die Familie Cohen in Oldenburg ansässig, vorher in Borgstede (Gemeinde Varel). Ihre Wohnadressen in Oldenburg waren von Juli 1930 bis März 1938 Stau 30 und bis zum März 1940 Donnerschweer Straße 120. Die Tochter Inge und später auch deren Ehemann Julius Rosenbach (genannt Parnes), geb. 1913 in Altenburg/Thüringen, lebten mit den Eltern gemeinsam unter diesen Anschriften. Am 30.9.1938 musste Heymann Cohen sein Gewerbe als Viehhändler abmelden. Seit dem 1.2.1938 hatte er bereits einen Handel mit Manufaktur-, Weißwaren und Lederbekleidung angemeldet, doch wurde ihm der Wandergewerbeschein im Oktober 1938 entzogen. Ab September 1938 wurde als Berufsbezeichnung „Arbeiter“ angegeben.

Der Ehemann der Tochter Melitta, Siegfried Neugarten, war am 13.9.1937 wegen „Rassenschande“ (siehe Glossar Rassengesetzgebung) in Zeven festgenommen und zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Vor diesem Hintergrund zogen auch Melitta und ihre am 14.1.1936 geborene Tochter Ilse Neugarten am 22.4.1938 nach Oldenburg zu den Eltern in die Donnerschweer Straße 120. In der Reichspogromnacht 1938 wurde Heymann Cohen verhaftet, am 10.11.1938 im Gerichtsgefängnis Oldenburg in „Schutzhaft“ genommen und bis zum 6.12.1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen in Haft gehalten.

Im Zuge der Judenvertreibung aus Oldenburg (siehe Glossar Judenvertreibung aus Ostfriesland und Oldenburg) mussten sowohl die Eltern Cohen, die Tochter Melitta und Enkelin Ilse Neugarten sowie das Ehepaar Rosenbach (Parnes) im März 1940 die Stadt Oldenburg verlassen. Die sechs Familienmitglieder zogen nach Bremen, wo sie alle ab 26.3.1940 in der Faulenstraße 26/28 gemeldet waren. Nach wenigen Monaten – am 31.12.1940 – waren sie gezwungen, in das „Judenhaus“ Elsasser Straße 114 umzuziehen.

Das Ehepaar Rosenbach wurde nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in der Wilhelmshavener Straße 3 (heute Hauffstraße 2) ebenfalls in das „Judenhaus“ Elsasser Straße 114 eingewiesen. Heymann und Hedwig Cohen wurden – gemeinsam mit ihrer Tochter Melitta und ihrer Enkelin Ilse Neugarten, ihrer Tochter Inge und ihrem Schwiegersohn Julius Rosenbach (Parnes) sowie den anderen Bewohnern des „Judenhauses“ Elsasser Straße 114 – am 18.11.1941 nach Minsk deportiert. Sie wurden ermordet: Sie erlagen entweder den Entbehrungen oder fielen einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende 1942 begannen.

Für Inge und Julius Rosenbach (Parnes) wurden Stolpersteine in der Hauffstraße 2 verlegt. Heymann Cohens Bruder Philipp gelang am 20.2.1939 die Flucht in die Niederlande. Am 9.4.1943 wurde er im Durchgangslager Westerbork interniert und von dort aus am 6.7.1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet.

Barbara Ebeling (2017)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei
Obenaus, Herbert (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005, S.1601 ff.
Paulsen, Jörg: Erinnerungsbuch; Ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg, Bremen 2001

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk
Glossarbeitrag Judenvertreibung Ostfriesland / Oldenburg