Ilse Stern, *1910
deportiert 1941
ermordet in Minsk
Elsasser Str. 114
Bremen-Schwachhausen
Elsasser Str. 114 - Weitere Stolpersteine:
- Luise Blöde
- Hedwig Cohen
- Heymann Cohen
- Klara Cohen
- Bernhard Meyer
- Hanny Meyer
- Ilse Neugarten
- Melitta Neugarten
- Max Stern
- Rosa Stern
Ilse Stern
Familienbiografie
Max Stern
Rosa Stern, geb. Tannenbaum
Else Stern
Max Stern wurde am 25.11.1876 in Halle/Westfalen als Sohn von Rafael Stern und Emma Rosenthal geboren. Seit wann er in Verden lebte, ist nicht bekannt, aber am 7.6.1905 eröffnete er dort ein Manufaktur- und Möbelwarengeschäft in der Großen Straße 63 (1926 nach Neunummerierung: Nr. 54).
Am 25.6.1905 heiratete er in Verden Rosa Tannenbaum. Sie war dort am 12.4.1880 als Tochter von Salomon Tannenbaum (geb. um 1855) und seiner Ehefrau Rosa Frank (geb. 1859) geboren worden. Ihr Vater handelte mit Häuten und Fellen (1904), dann mit Rohprodukten (1910), und später führte er ein Schuh- und Stiefelgeschäft ebenfalls unter der oben genannten Anschrift. Das Haus war groß genug für beide Geschäfte und die Wohnungen von Max und Rosa Stern sowie die ihrer Eltern. Rosa Stern war Hausfrau, aber sie hatte auch Hausangestellte. Aus der Ehe gingen zwei in Verden geborene Kinder hervor: Rudolf (geb. 17.8.1906) und Ilse Lotte (geb.19.7.1910).
Vor dem Ersten Weltkrieg betrieb Max Stern im Haus Große Straße 54 eine Möbelfabrikation mit Möbelverkauf sowie eine Manufaktur-Abteilung. Während der Kriegsjahre war er in Güstrow stationiert, und die Familie folgte ihm dorthin. Der Betrieb in Verden wurde geschlossen.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurden die Geschäfte in Verden wieder aufgenommen. Sie liefen so gut, dass Max Stern mehrere Angestellte beschäftigen konnte. Im Verdener Adressbuch von 1922 warb er mit „eigener Anfertigung von Möbeln“ und „Lieferung kompletter Einrichtungen“. Auf einem ca. 1920 aufgenommenen Foto ist eine Werbebeschriftung auf der Giebelfront „Möbel – eigene Anfertigung“ erkennbar.
Max und Rosa Stern waren in Verden gesellschaftlich hoch angesehen. Sie lebten in einer großzügigen Sieben-Zimmer-Wohnung mit Diele und Küche, die mit wertvollem Mobiliar eingerichtet war. Äußere Zeichen ihres Wohlstands waren u.a. die jährlichen Urlaube mit der Familie.
Der Sohn Rudolf hatte das Domgymnasium nach der Obersekunda verlassen, um in Bremen eine kaufmännische Lehre als Export- und Importkaufmann zu machen (Firma Wallheimer). Nach seiner Lehre arbeitete er im väterlichen Geschäft sowie später wieder bei Wallheimer. 1935 meldete er ein Gewerbe als „Handelsagent“ mit Sitz im elterlichen Wohnhaus an, offensichtlich ein letzter vergeblicher Versuch einer minimalen Existenzsicherung für die gesamte Familie. Außerdem verdiente er in Bremen ein wenig Geld durch Gelegenheitsarbeiten und Nachhilfestunden für Französisch, Latein und Griechisch. Die Berufsbezeichnung seiner Schwester Ilse ist auf der Einwohnermeldekarte mit „Verkäuferin“ angegeben; sie dürfte im väterlichen Geschäft geholfen haben.
1933 schrieb das Geschäft von Max Stern rote Zahlen, weil die Außenstände auf ca. 15.000 RM angewachsen waren und ihm keine Darlehen mehr gewährt wurden.1934 musste er das Geschäft aufgeben. Die Familie zog zunächst in Verden in die Stifthofstraße 25 um und dann am 24.9.1935 nach Bremen in die Busestraße 10. Am 24.9.1936 meldete Max Stern als Gewerbe „Warenvertretungen/ kaufmännischer Reisender“ an, das aber am 1.6.1938 wieder abgemeldet wurde. 1941 wurde er zunächst als „Arbeiter“, dann „ohne Beruf“ auf der Einwohnermeldekarte geführt, was den existenziellen Niedergang dokumentiert.
Rudolf Stern gelang am 13.1.1939 die Flucht in die USA, nach New York. Er verstarb am 31.7.2002. Max, Rosa und Ilse Stern wohnten ab Januar 1936 im Philosophenweg 5. Am 1.11.1941 mussten sie in das „Judenhaus“ Elsasser Straße 114 umziehen. Alle drei wurden – wie auch die anderen Bewohner des „Judenhauses“ – am 18.11.1941 ins Ghetto Minsk deportiert.
Sie wurden ermordet: Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.
In Verden wurden zur Erinnerung an Max, Rosa und Ilse Stern Stolpersteine in der Stifthofstraße 1 (früher 25) verlegt.
Barbara Ebeling (2017)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10900, 4,54-E10901, Einwohnermeldekartei
www.genealogy.net
www.regionalgeschichte-verden.de/Dateien/Stolpersteine
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk