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Richard Anspacher, *1901

deportiert 1942 nach Theresienstadt
ermordet in Auschwitz


Schwachhauser Heerstr. 18/Ecke Parkstr.
Bremen-Schwachhausen
ehemalige Straßenbezeichnung: Parkstr. 1


Schwachhauser Heerstr. 18/Ecke Parkstr. - Weitere Stolpersteine:


Richard Anspacher


Die Familie Anspacher stammte aus Achim und siedelte 1912 nach Bremen über. Hier ließ sie sich zunächst im Steintor nieder, um ihr Viehhandelsgeschäft weiterzuführen. Richard Anspacher, geb. 7.4.1901 in Achim, war der Sohn von Herz Markus Anspacher (1864-1943) und Jenny Löwenthal (1865-1937). Er war eines von neun Kindern des Ehepaares. Er wuchs in Achim auf und besuchte dort von 1907-1915 die Volksschule. Anschließend absolvierte er in der Bremer Firma Julius Bamberger eine dreijährige Lehre als Dekorateur und Expediteur und war anschließend einige Jahre in diesem Beruf tätig. Anfang der 1920er Jahre wurde er vom Vater in dessen Viehhandelsgeschäft aufgenommen, mit der Aussicht auf eine spätere Übernahme des väterlichen Betriebes. Er trat an die Stelle seines älteren Bruders Moritz, der Mitte der 1920er Jahre nach Berlin verzogen war.

Im September 1933 wurde die Viehhandlung abgemeldet. Seinem Vater wurde 1937 die Gewerbeerlaubnis entzogen. Die erzwungene Schließung des Betriebes hatte zur Folge, dass Richard Anspacher ohne Erwerbstätigkeit war. In der Folgezeit verrichtete er nur noch Gelegenheitsarbeiten, zeitweise bei dem bekannten Schausteller Haberjans, der ein Hippodrom betrieb. Richard Anspacher war unverheiratet und lebte im Hause seiner Eltern, zuletzt ab 1934 in der Doventorstraße 15. Am 19.2.1940 musste die Familie das Haus verlassen und wurde in das "Judenhaus" Legion-Condor-Straße 1 (vor 1939 Parkstraße 1, heute Schwachhauser Heerstraße 18/Ecke Parkstraße) eingewiesen.

Am 23.7.1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt und am 15.5.1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Todestag ist nicht bekannt. Mit ihm wurde sein 75-jähriger Vater aus dem Jüdischen Altersheim in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 16.1.1943 erlag er dort den Entbehrungen und verstarb laut Todesfallanzeige des Ältestenrates des Ghettos an Altersschwäche.

Zur selben Zeit befand sich auch seine in Hamburg verheiratete Schwester Gertrud (verh. Leiserowitz) in Theresienstadt. Sie wurde am 29.1.1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Der Bruder Moritz war ab 1940 in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald inhaftiert und wurde am 13.3.1942 in der Tötungsanstalt Bernburg a.d. Saale ermordet. Die Schwester Dora war seit Januar 1940 im KZ Ravensbrück in Haft und wurde am 6.6.1942 gleichfalls in Bernburg getötet. Die übrigen Geschwister überlebten die Verfolgung – sie konnten emigrieren oder lebten in "Mischehen".

Peter Christoffersen (2017)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E9270, 4,54-E9278, 4,54-Rü6072, Einwohnermeldekartei
www.holocaust.cz (Todesfallanzeige)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt
Glossarbeitrag Auschwitz
Glossarbeitrag Ravensbrück