Mathilde Kleinschmidt, geb. Goldberg, *1872
deportiert 1941
ermordet in Minsk
Fedelhören 38
Bremen-Mitte
Mathilde Kleinschmidt
Mathilde Goldberg wurde am 11.7.1882 als Tochter von Benjamin Goldberg und Bertha geb. Levi in Kassel geboren. Sie heiratete am 30.9.1930 den Rentenempfänger Albert Kleinschmidt, geb. 23.4.1872 in Geestendorf, Kreis Geestemünde. Sie war dessen dritte Ehefrau. Das Ehepaar lebte in der Straße Bei den drei Pfählen 20. Albert Kleinschmidt starb am 22.8.1933 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Bremen-Hastedt begraben.
Mathilde Kleinschmidt wohnte vom 12.11.1934 bis zum 16.6.1941 im Fedelhören 38. Die letzten Wochen vor ihrer Deportation war sie gezwungen, im „Judenhaus“ in der Franz- Liszt-Straße 11 a zu leben. Am 18.11.1941 wurde sie in das Ghetto Minsk deportiert. Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende 1942 begannen.
Albert Kleinschmidt war in erster Ehe mit Minna Kleinschmidt verheiratet. Aus dieser Ehe ging der Sohn Friedrich Wilhelm Kleinschmidt hervor (geb. 31.9.1909 in Bremen, gest. 2.4.1956 in Hamburg), der später mit Marie Sophie Martens (1911-1997), einer Nichtjüdin, verheiratet war.
Marie Sophie Kleinschmidt heiratete 1933 einen „Kaufmann jüdischer Religion“. In ihrem Lebenslauf schrieb sie: „Wir führten trotz unseres verschiedenen Glaubens und der damit verbundenen seelischen Belastungen durch die Nazis eine glückliche Ehe.“ Nach der Heirat zog das Ehepaar 1933 von Bremen nach Hamburg, der Heimatstadt der Ehefrau. 1941 wurde ihnen ein Sohn geboren, der den Namen Ulf erhielt.
1938 erhielt Friedrich Wilhelm wegen seiner jüdischen Abstammung Berufsverbot, 1940 bis 1945 musste er unter unwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Die Gestapo versuchte die Ehefrau durch Vorladungen zur Scheidung zu bewegen, das „nutzte aber nichts“. Noch am 14.2.1945 wurde Friedrich Wilhelm in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach seiner Entlassung am 30.6.1945 ging er zurück nach Hamburg. Seine Frau: „Er war krank und gebrochen an Herz und Seele... Mit viel gutem Zureden und Liebe bekam ich meinen Mann wieder auf die Beine.“
Sein Neffe Jürgen Nordhorn, der in Bremen lebt, stellte den Nachlass von Friedrich Wilhelm Kleinschmidt dem Staatsarchiv Bremen zur Verfügung. Darunter befindet sich unter anderem dessen Kennkarte. Auf der ersten Innenseite wurde am 23.2.1945 per Stempel ein „Evakuiert“ aufgedruckt. Damit sollte die Deportation in das Ghetto Theresienstadt verschleiert werden. Zwei Tage später datiert ein Brief aus Theresienstadt an die Familie, der unter den strengen Zensurvorgaben im Ghetto geschrieben wurde:
„Theresienstadt, 25.2.45. Meine Lieben! Bin gut angekommen, es geht mir gesundheitlich gut. Habe gute Unterkunft mit den alten Kameraden zusammen. Wünsche Dir gesundheitlich gute Besserung. Herzliche Grüße für Dich und Ulfi. Euer Vati“.
Günter Kleinen/ Barbara Ebeling (2016)
Informationsquellen:
StA Bremen 7,500 (Nachlass von Friedrich Wilhelm Kleinschmidt), Einwohnermeldekartei
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk
Glossarbeitrag "Judenhäuser"

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