Gretchen Löwenthal, geb. Schwarz, *1875
deportiert 1942 nach Theresienstadt
tot 2.11.1942
Alte Hafenstraße 64
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Hafenstr. 64
Gretchen Löwenthal
Gretchen (Grete) Löwenthal, geb. Schwarz, wurde am 20.1.1875 in Hamburg geboren. Verheiratet war sie mit dem am 4.11.1863 in Fähr geborenen Eduard Löwenthal, einem Altwaren- und Produktenhändler. Seine Eltern waren der 1826 in Calb/Saale geborene Bendix Löwenthal und seine 1830 in Fähr geborene Frau Lenchen, geb. Herz. Eduard Löwenthal hatte sein Geschäft im unteren Teil des Hauses Hafenstraße 64 (heute Alte Hafenstraße); die Familie wohnte im oberen Teil des Hauses. Eduards Schwester Ida Neumann, geb. Löwenthal, lebte mit zweien ihrer Söhne in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Das Ehepaar hatte zwei Söhne: Arnold (geb. 1899) und Hans (geb. 1901). Arnold lernte Polsterer und arbeitete im Geschäft des Vaters. Ab 1922 übernahm er das Geschäft; er war selbständig und hatte mehrere Straßenhändler, die ihm Ware lieferten. Er war gesellschaftlich angesehen. 1927 heiratete er die in Rotenburg geborene Ilse Friedemann. Das Paar lebte nach der Eheschließung bei den Eltern Löwenthal in Vegesack in der Hafenstraße 64. Hans war Vertreter. Er war mit Gesine Eckert verheiratet und hatte zwei Töchter. Als das Ehepaar sich trennte, emigrierte die Frau mit den Töchtern in die USA, ihm gelang die Emigration nach Nigeria.
Bis zur Reichspogromnacht 1938 konnte der Produktenhandel betrieben werden. In der Pogromnacht wurde das Geschäft stark beschädigt, Ware und Wohnungseinrichtung wurden beschlagnahmt. Der beschlagnahmte Hausrat wurde in Brockmanns Hotel in der Hafenstraße 22 öffentlich versteigert. Die Brüder Löwenthal wurden verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verschleppt, und Löwenthals mussten in das „Judenhaus“ in der Hafenstraße 23 umziehen. Dort lebte nach seiner Entlassung aus dem KZ auch der Sohn Arnold, der nun als Polsterer bei den Borgward-Werken arbeitete.
Eduard Löwenthal starb 1941 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Schwanewede beigesetzt. Die Witwe lebte danach im „Judenhaus“ Feldstraße 27 in Bremen. Sie wurde am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und erlag am 2.11.1942 den Entbehrungen.
Ebenfalls 1941 mussten Arnold und Ilse Löwenthal Vegesack verlassen und in das „Judenhaus“ in der Rembrandtstraße 25 in Bremen umziehen. Sie wurden im November 1941 in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet. An sie erinnern Stolpersteine vor dem Haus in der Rembrandtstraße 25 in Bremen.
Wiltrud Ahlers (2013)
Informationsquellen:
„Erinnerungsbuch“
Susanne Schnatmeyer, Dokumentation jüdischer Familien in Bremen Nord, Maschinenschrift 1984 (Dokumentationszentrum Blumenthal)
StA Bremen 4,82/1,4,54-E9192 und 4,54-Rü5456
www.holocaust.cz
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Novemberpogrom
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Theresienstadt

Stolpersteine Biografie


