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Marion Orbach, *1927

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Humboldtstr. 5
Bremen-Östliche Vorstadt


Humboldtstr. 5 - Weitere Stolpersteine:


Marion Orbach


Familienbiografie
Aron Orbach
Gerda Orbach, geb. Aris
Marion-Dorrit Orbach

Aron (genannt Adolf) Orbach wurde am 10.2.1885 in Barkenbrügge/ Kreis Neu-Stettin als Sohn von Leib und Dorothea Orbach, geb. Meyersohn, geboren. Er hatte zwei Schwestern.

Am 22.7.1926 schloss er in Danzig mit Gerda Aris (geb. 3.4.1895 in Danzig) die Ehe, aus der als einziges Kind die Tochter Marion-Dorrit (geb. 13.6.1927 in Bremen) hervorging.

Aron Orbach war Händler und Vertreter für Textilien und Manufakturwaren. In den Zeiträumen 1.5.1914 bis 5.8.1914 und 1.6.1919 bis 17.11.1941 war er in Bremen gemeldet. Die Unterbrechung zwischen 1914 und 1919 lässt vermuten, dass er als Soldat im Ersten Weltkrieg diente. Die Familie Orbach wohnte bis 1935 in der Suhrfeldstraße 32, vom 1.7.1935 bis zum 2.9.1941 in der Humboldtstraße 5 und während der beiden letzten Monate vor ihrer Deportation im „Judenhaus“ an der Contrescarpe 93.

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Aron Orbach verhaftet und bis Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen festgehalten. Er war vor seiner Verhaftung beruflich erfolgreich gewesen. Gerda Orbach hatte Aktienbesitz in die Ehe eingebracht. Die deshalb von ihnen nach der „Verordnung über eine Sühneleistung der Juden vom 21.11.1938“ zu entrichtende Judenvermögensabgabe konnte die Familie mit der Einlieferung von Aktien 1938/1939 abgelten (darunter auch Papiere der Firma I.G. Farben).

Nachdem am 15.11.1938 jüdische Kinder vom Besuch der öffentlichen Schulen ausgeschlossen worden waren, besuchte Marion-Doritt die Jüdische Schule in der Kohlhökerstraße 6. Dort befand sich von 1939 bis 1941 das Gemeindehaus der Israelitischen Gemeinde Bremen, in dem zwei Zimmer als Klassenräume für die Religionsschule eingerichtet waren.

Im November 1940 schrieb Aron Orbach eine Postkarte an seinen Neffen Harry, der 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden gelangt war. Darauf übermittelte er „etwas verfrüht“ Chanukka-Grüße und teilte mit, dass es seiner Familie gesundheitlich gut ginge. Weiter wolle er sich bei der Devisenstelle erkundigen: „ich wollte dir gern etwas schicken“. Eine Geldsendung hat Harry jedoch nie erhalten. Die Karte enthielt weiter den Zusatz:„Viele Grüße und Küsse, Marion“. Die Karte traf am 12.12.1940 in Dalarne ein.

Der Tag ihrer Deportation wurde den Schülern der Religionsschule als Schulausflug angekündigt: Am 18.11.1941 wurde Marion-Doritt mit ihren Eltern Aron und Gerda Orbach von Bremen aus in das Ghetto Minsk deportiert. Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Das Familienvermögen wurde auf Anordnung des Oberfinanzpräsidenten Weser/Ems im Februar 1942 zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen.

Arons Orbachs Schwester Ida wurde im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Nur seine Schwester Flora, die rechtzeitig in die USA emigrieren konnte, überlebte.

Barbara Ebeling (2016)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E4107, Einwohnermeldekartei ,www.ushmm.org (Holocaust Survivor & Victim Database Washington) Gerda Orbach

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk