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Ferdinand Isselbächer, *1877

1938 zur Geschäftsaufgabe gezwungen ; 1939 Flucht nach England
überlebt


Kapitän-Dallmann-Str. 17
Bremen-Blumenthal

Ferdinand Isselbächer

geb. 8.7.1877 in Isselbach

Ferdinand Isselbächer wurde am 8.7.1877 in Isselbach (Unterlahn) geboren. Zusammen mit seinem Bruder Leopold gründete er 1902 in der Kapitän-Dallmann-Straße 17 die Firma „Gebrüder Isselbächer“, ein Herrenausstattungs- und Schuhgeschäft.

Am 17.2.1908 heiratete Ferdinand Isselbächer Cornelia Hirsch; am 3.12.1911 wurde der Sohn Erich geboren. Sein Bruder Leopold fiel im Ersten Weltkrieg 1917 in Rumänien. Dessen Witwe Emma Isselbächer ließ sich den Geschäftsanteil ihres verstorbenen Ehemannes auszahlen und eröffnete damit ein eigenes Weißwarengeschäft in der Kapitän-Dallmann-Straße 23. Ferdinand Isselbächer führte nunmehr das Geschäft alleine weiter. Er galt als beliebt, ehrenhaft, reell und ehrlich, im gesamten Unterwesergebiet und im Oldenburger Land hatte er einen guten Ruf.

Der Sohn Erich hatte bereits 1935 Deutschland verlassen und war zunächst nach England, dann nach Spanien gegangen. Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, kehrte er nach Blumenthal zurück. Hier stand er unter der Aufsicht der Gestapo Bremen. 1937 konnte er nach England emigrieren. Im Juli 1940 wurde er in Kanada von den Engländern interniert, krank und kaum arbeitsfähig kehrte er im Dezember 1941 nach England zurück.

Der Boykott jüdischer Geschäfte nach 1933 beeinträchtigte die Geschäftseinnahmen von Ferdinand Isselbächer. Am 24.10.1938 schloss er einen Kaufvertrag ab, die Übergabe sollte am 1.1.1939 erfolgen. Da der Käufer an der Ware nicht interessiert war, sollte Ferdinand Isselbächer bis Ende 1938 den Warenbestand verkaufen.

In der Pogromnacht 9./10.11.1938 wurde das Ehepaar Isselbächer verhaftet, das Geschäft zerstört und die Lagerbestände geraubt. Cornelia Isselbächer wurde am nächsten Tag aus der Haft entlassen, Ferdinand blieb bis zum 26.11.1938 im Lesumer Gefängnis. Er kehrte krank und angeschlagen zurück.

Ferdinand und Cornelia Isselbächer waren vom 31.12.1938 bis zum 22.4.1939 in einem „Judenhaus“ in Bremen gemeldet. Dann gelang ihnen die Emigration zu ihrem Sohn Erich nach England. Dort starb Ferdinand Isselbächer am 5.10.1947 in Liverpool. Cornelia Isselbächer wanderte später mit dem Sohn zunächst nach Kanada und schließlich in die USA aus.


Verfasserin:
Wiltrud Ahlers (2011)

Informationsquelle:
Einwohnermeldekarten
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E3009
Brief von Erich Isselbächer 1946 aus England an Bernhard Nordenholz in Blumenthal

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Novemberpogrom
Glossarbeitrag Auswanderung