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Etta Gruschlawsky, geb. Belmann, *1896

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Mathildenstr. 35
Bremen-Östliche Vorstadt

Etta Gruschlawsky



Etta Gruschlawsky wurde am 4.4.1896 in Lodz/Polen geboren. Ihre Eltern hießen Eli Belman (Beigelmann) und Schajna, geb. Neumann. Sie hatte zwei Brüder. Im Jahre 1924 heiratete sie Chaim (Markus) Gruschlawsky, geb. 14.5.1890 in Felsche/Litauen. In der Aufgebotsakte wurde ihre Religion mit mosaisch angegeben, d. h. sie war jüdischen Glaubens. Vor ihrer Heirat war Etta Gruschlawsky polnische Staatsbürgerin.

Etta Gruschlawsky war seit dem 11.5.1925 in Bremen gemeldet. Im selben Jahr wurde sie für staatenlos erklärt. Ihre Tochter Sonja wurde am 13.3.1931 geboren. Drei Jahre später, am 25.1.1934, wurde Etta Gruschlawsky Witwe. Das Grab ihres Ehemanns befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Bremen-Hastedt.
Den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter konnte sie durch Unfallversicherungsleistungen von zwei Versicherungsgesellschaften und durch Mieteinnahmen aus ihrem Haus in der Mathildenstraße 35 sichern. Am 4.4.1939 verließ Sonja Gruschlawsky Bremen in einem Kindertransport mit dem Ziel England, wo sie von ihrem Onkel Jakob aufgenommen wurde.

Da Etta Gruschlawsky ihre „Mischlingseigenschaft“ nicht zweifelsfrei nachweisen konnte, musste sie ab 9.11.1939 zusätzlich den für alle jüdischen Frauen gesetzlich vorgeschriebenen Namen „Sara“ führen. Ihr wurde unterstellt, sie wolle sich vor der„Judenabgabe“ drücken. Am 25.9.1940 verurteilte sie das Amtsgericht Bremen zu drei Monaten Gefängnis, „weil sie sich als Jüdin wahrheitswidrig als Mischling ausgegeben habe“. Obwohl sie „mangels Schuldbeweis“ in der Berufung Erfolg gehabt hatte, geht aus einem Vermerk in der Gestapo-Akte hervor, dass veranlasst wurde, sie trotzdem als „Volljüdin“ zu behandeln. Damit war ihr weiteres Schicksal vorgezeichnet.

Am 18.11.1941 wurde sie in das Ghetto Minsk deportiert. Sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Die Tochter Sonja heiratete 1950 in Birmingham/ Großbritannien Ronald Sier, mit dem sie ein Kind hatte. Der von einem polnischen Opferverband nach Kriegsende eingereichte Entschädigungsantrag für das Grundstück Mathildenstraße 35 wurde unter Hinweis auf Etta Gruschlawskys Staatenlosigkeit zurückgewiesen.

Barbara Ebeling (2016)

Quelllen:
StA Bremen 4,54-E4087, 4,54-Ra1076

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Kindertransporte
Glossarbeitrag Minsk
Glossarbeitrag Rassengesetzgebung