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Ruth Cohen, *1923

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Rüdesheimer Str. 37
Bremen-Neustadt


Rüdesheimer Str. 37 - Weitere Stolpersteine:


Ruth Cohen

Ruth Cohen

Moses, genannt Moritz, Cohen wurde am 15.10.1892 in Loga, Kreis Leer geboren. Seine Eltern waren Benjamin und Eva, geb. de Vries. Das Jahr 1921 brachte für ihn gleich mehrere Veränderungen: Am 6. Juli heiratete er in Bremen Frieda Grünberg (geb. 1.1.1898), seit dem 10. Juli waren er und seine Ehefrau in Bremen, Rüdesheimer Straße 37, gemeldet und am 15. Juli meldete er sein Gewerbe als Viehhändler an.

Frieda war Bremerin, ihre Eltern hießen Adolf (Jg.1867) und Rosa (Jg.1874) Grünberg. Bei den Grünbergs handelte es sich um eine ursprünglich aus Ostfriesland stammende Viehhändlerfamilie, deren Mitglieder Ende des 19. Jahrhunderts nach Bremen gezogen und in der Neustadt ansässig geworden waren. Auch Frieda Cohens Schwester Marianne (verheiratete Katz) und ihr Bruder Hugo lebten mit ihren Familien in der Neustadt, außerdem Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten.

Das Ehepaar Moses und Frieda Cohen hatte drei Kinder: Ruth (geb. 6.4.1923), Kurt (geb.24.12.1924) und Mary (geb. 8.5.1927). Kurt verstarb am 4.7.1938.

Am 26.11.1938 meldete Moses Cohen sein Gewerbe ab und war danach als Arbeiter tätig. Da sich das Haus Rüdesheimer Straße 37 im Familienbesitz Grünberg befand, wurde es im November 1938 „arisiert“. Deshalb musste die Familie ihr Zuhause verlassen und zog in die Isarstraße 33 um. Auch dieses Haus gehörte der Familie Grünberg, wurde aber erst 1942 „arisiert“.

Spuren des Lebensweges von Ruth Cohen finden sich in dem Buch „Rosen in einem verbotenen Garten“, das eine Widmung an sie enthält und von Elise Garibaldi verfasst wurde. Die Autorin ist Enkelin von Inge Katz, der besten Freundin und Cousine von Ruth. Nach Erzählungen ihrer Großmutter berichtet sie von dieser Freundschaft.

Ruth und Inge waren unzertrennlich. Sie gingen auf die Schule in der Delmestraße, die sie als jüdische Kinder 1938 verlassen mussten. Gemeinsam begannen sie nun eine Lehre als Damenschneiderin und nach der Emigration der Lehrherrin arbeiteten beide in einer kleinen Schneiderei. Dort durften sie sich aus Reststücken Kleidung und Hüte anfertigen, die sie identisch gestalteten – wie etwa die die Pillbox-Hüte auf dem Foto.

Der Lebensweg von Ruth und ihrer Familie endete mit der Deportation in das Ghetto Minsk am 18.11.1941. Sofern sie nicht den Entbehrungen im Ghetto erlagen, wurden sie Opfer einer der Massenmordaktionen, die Ende 1942 begannen.

Frieda Cohens Vater Adolf Grünberg war bereits am 24.12.1933 verstorben, ihre Mutter Rosa Grünberg wurde am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie wenige Tage später am 2.8.1942 verstarb.

Barbara Ebeling (2020)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E10792, Einwohnermeldekartei
Garibaldi, Elise: Rosen in einem verbotenen Garten, Leipzig/Berlin 2019
Foto Privatbesitz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk