Leo von Geldern, *1880
Deportiert 1942 Theresienstadt
Tot 6.3.1944
Heinrichstraße 4
Bremen-Mitte
Verlegedatum: 29.05.2013
Leo von Geldern
Leo von Geldern, geb. 28.1.1880 in Köln, war der Sohn von Joseph von Geldern (1853-1935) und seiner Ehefrau Maria Anna, geb. Eisen (1859-1937). Beide sind auf dem Jüdischen Friedhof in Bremen-Hastedt bestattet. Joseph von Geldern war jahrzehntelang als Hilfskraft im Synagogendienst tätig. Laut Markreichs „Geschichte der Juden in Bremen und Umgebung“ war er Nachkomme einer Hofjudenfamilie, die einst eine bedeutende Rolle im Leben der deutschen Juden gespielt hatte.
In erster Ehe war Leo von Geldern mit Mathilde Stamm (1877-1925) verheiratet. Aus dieser Ehe stammten die Töchter Anita (geb. 1910) und Helene (geb. 1914). Am 4.9.1926 heiratete er – inzwischen verwitwet – in zweiter Ehe Anna Hingst (geb. 1902 in Bremen), die evangelischer Konfession war. Aus dieser Ehe gingen die Söhne Sigmund (geb. 1926) und Lambert (geb. 1928) hervor. Die Ehe wurde am 24.7.1941 geschieden.
Leo von Geldern lebte seit seiner Geburt überwiegend in Bremen: Von 1914 bis 1931 in der Vagtstraße 22, von 1931 bis zum 3.2.1942 in der Heinrichstraße 4 und zuletzt im „Judenhaus“ Nordstraße 210. Wie sein Vater wurde auch er Schirmmacher. Er übte das Gewerbe ambulant aus, ging von Haus zu Haus, reparierte und bezog Schirme. Daneben handelte er mit Kurz- und Wollwaren (Hausierhandel). Im Januar 1934 musste er sein Gewerbe abmelden. Ab Dezember 1934 war er als Arbeiter registriert. Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 wurde er tagsüber am 10.11. auf dem Weg zur Arbeitsstelle verhaftet und bis zum 17.12.1938 im KZ Sachsenhausen interniert. Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager war er arbeitslos, bekam Fürsorgeunterstützung und wurde zu Fürsorgepflichtarbeiten herangezogen. Am 23.7.1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert und verstarb dort am 6.3.1944.
Der Tochter Helene gelang mit ihrer dreieinhalbjährigen Tochter Renate im Februar 1939 die Flucht nach England, ihre Schwester Anita folgte ihr im April 1939 nach Cambridge. Der Sohn Lambert emigrierte nach seiner Internierung in einem Konzentrationslager in die USA. Sein Bruder Sigmund, ein Bäckerlehrling, verstarb am 26.10.1941 bei einem Bombenangriff. Leo von Gelderns Schwestern Sophie Haas und Emma Meyer, beide mit Nichtjuden verheiratet und daher in „Mischehe“ lebend, waren dank dieser Verbindung zunächst von Deportationen zurückgestellt, wurden jedoch noch am 13.2.1945 gleichfalls in das Ghetto Theresienstadt deportiert und erlebten dort die Befreiung.
Peter Christoffersen (2016)
Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E9296, 4,54-E9295, Einwohnermeldekartei
Die Maus Bremen, Datenbank Leichenbücher
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt

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