Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Heinemann Meier, *1881

VERHAFTET 23.9.1937 "RASSENSCHANDE" / VERURTEILT / INHAFTIERT GEFÄNGNIS VECHTA / DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ ERMORDET


Starnberger Straße 11
Bremen-Findorff

Verlegedatum: 18.11.2019


Starnberger Straße 11 - Weitere Stolpersteine:


Heinemann Meier


Heinemann Meier wurde am 12.3.1881 als Sohn des Kaufmanns Selig Meier und seiner Ehefrau Eva, geb. de Vries, in Lage geboren. Seit 1914 war er in zweiter Ehe mit Johanna Witt verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Irma Hildegard (geb. 1914 in Aumund) und Else (geb. 1919 in Grohn). Aus seiner ersten Ehe stammte die Tochter Elfriede (geb. 1909), deren Mutter 1911 verstarb. Bei seiner ersten Heirat trat er zum evangelischen Glauben seiner Ehefrau über, galt aber ab 1935 nach den Nürnberger Gesetzen als Jude. Auf seiner Einwohnermeldekarte ist neben seinem Glaubenseintrag der Vermerk „Rassenmäßig Jude“ hinzugefügt worden.

Bevor er im April 1932 in die Lindenhofstraße 26 zog, lebte er in Grohn. In der Starnberger Straße 11 wohnte er vom 27.3.1939 bis zum 2.3.1942 und in den letzten vier Monaten vor seiner Deportation in der Spichernstraße 16. Er war Maler von Beruf, arbeitete von 1921 bis 1922 in der Bremer Wollkämmerei und von 1931 bis 1937 als Hafenarbeiter beim Hafenbetriebsverein Bremen. Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau (1921) hatte er über viele Jahre „ein freundschaftliches Verhältnis“ zu einer nichtjüdischen Witwe aus Grohn. Am 23.9.1937 kam er deswegen in Untersuchungshaft und wurde wegen „Rassenschande“ (Verbrechen nach §§ 2, 5 Ziff.2 des „Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ vom 15.9.1935) am 17.12.1937 zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Er verbüßte seine Strafe im Gefängnis Vechta. Nach seiner Entlassung im März 1939 fand er keine Arbeit mehr.

1942 bekam er seine Deportationsmitteilung für das Ghetto Theresienstadt. Seine Tochter Elsa erinnerte sich: Er hatte sich mit „Effekten, Bekleidung, Bettwäsche usw.“ am Hauptbahnhof zu melden, ohne „dass er wusste, was mit ihm geschehen sollte“. Ein Freund, der ihn zu jenem Zeitpunkt besuchte, berichtete: „Er selbst war in dem guten Glauben, nach Beendigung des Krieges würde er wieder zurück kommen.“ Er nahm eine „Unmenge an Werkzeugen mit, wie verschiedene Hobel, Stemmeisen, Bohrwerkzeuge, Sägen, Hämmer etc.“. Am 23.7.1942 wurde er mit weiteren jüdischen Bremer Bürgern nach Theresienstadt deportiert. Am 28.10.1944 kam er nach Auschwitz, wo sich seine Lebensspur verliert. Ein Todestag ist nicht bekannt.

Auf einer 2007 errichteten Gedenkstele im Friedenspark Lage, seiner Geburtsstadt, ist u.a. auch sein Name verzeichnet.

Peter Christoffersen (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E4563, Einwohnermeldekartei; www.gfcjz-lippe.de

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Theresienstadt