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Georg Thumm, *1900

IM WIDERSTAND / KPD / MEHRMALS „SCHUTZHAFT“ / VERURTEILT 25.11.1938 „VORBEREITUNG HOCHVERRAT“ / ZUCHTHAUS OSLEBSHAUSEN
1941 SACHSENHAUSEN / SCHICKSAL UNBEKANNT


Kulmbacher Straße 14
Bremen-Findorff

Verlegedatum: 18.11.2019

Georg Thumm


Georg Thumm kam am 26.7.1900 als Sohn von Winfried und Maria Thumm, geb. Stauffer, in Nürnberg zur Welt. Er arbeitete bis 1919 als Tischler in seiner Heimatstadt und war dann in mehreren Städten bis 1923 auf Wanderschaft. Nach Bremen kam er erstmalig 1922 und war hier mit häufig wechselnden Wohnsitzen gemeldet, ab 1937/38 in der Kulmbacher Straße 14. 1934 wurde er nach kurzer Arbeitslosigkeit als „Notstandsarbeiter“ nach Eschede bei Celle vermittelt.

Am 18.4.1925 hatte Georg Thumm in Bremen die 1901 in Bremerhaven geborene Adele Hamann geheiratet, die am 13.4.1928 verstarb; ihr Sohn Rolf kam 1925 in Bremen zur Welt. 1937 verlobte er sich mit Margarete Engler.

Georg Thumm war seit 1929 Mitglied der KPD und engagierte sich im Schachverband der Rot-Sport-Bewegung, deren Landesleiter er 1932 wurde. In diesem Rahmen nahm er zweimal an Rot-Sport-Kongressen in Berlin teil. Während seiner Tätigkeit in der Rot-Sport-Bewegung hatte er Kontakt zu anderen Bremer Funktionären der 1933 von den Nationalsozialisten verbotenen KPD wie Georg Buckendahl und Gustav Böhrnsen. 1936 übernahm Thumm im Rahmen des kommunistischen Widerstandes in Bremen Kurierdienste. Er unterhielt ferner Kontakte zu Genossen in Amsterdam. Mehrfach – in den Jahren 1933, 1935, 1936 und 1938 – wurde er in „Schutzhaft“ genommen. Am 25.11.1938 wurde er wegen „fortgesetzter Vorbereitung zum Hochverrat“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Nach Verbüßung der Haft im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen wurde er nicht in die Freiheit entlassen, sondern am 17.2.1941 in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt. Er kam dort in Vorbeugehaft, weil ihm unterstellt wurde, er werde rückfällig. Er erhielt die Häftlingsnummer 036106 und war im Häftlingsblock 23 untergebracht. Wiederholt wurde er als Zugang im Krankenbau gemeldet. Am 22.6.1944 wurde er zurück in das Gerichtsgefängnis Bremen überstellt, von wo er am 27.7.1944 wieder nach Sachsenhausen verlegt wurde. Dort starb er am 24.4.1945, wahrscheinlich während der Räumung des Konzentrationslagers durch die SS, die damit am 21.4.1945 begann, als die Rote Armee nur noch wenige Kilometer entfernt war. 33.000 der noch verbliebenen 36.000 Häftlinge wurden nach Nordwesten in Marsch gesetzt. Viele Häftlinge, die am Tag zwischen 20 und 40 Kilometer marschieren mussten, starben bei nasskaltem Wetter an Entkräftung oder wurden von der SS erschossen.

Michael Berthold (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen Einwohnermeldekartei, Gefängnisbuch Bremen-Oslebshausen
Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen
Bundesarchiv Berlin, Anklageschrift des Oberlandesgerichts Hamburg, Akte 4738
Marßolek, Inge/Ott, René: Bremen im Dritten Reich, Bremen 1986

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Politisch Verfolgte