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Karl Wastl, *1889

IM WIDERSTAND/KPD, „SCHUTZHAFT“ 1933, EMSLANDLAGER ESTERWEGEN, VERHAFTET 1939 SACHSENHAUSEN, MAUTHAUSEN
Befreit


Kirchheide 83
Bremen-Vegesack

Verlegedatum: 13.10.2020

Karl Wastl

Karl Wastl
geb. 26.1.1889 in Dorfen

Karl Wastl wurde am 26.1.1889 in Dorfen (Landkreis Erding) geboren. Nach Abschluss der dortigen Volksschule erlernte er das Kupferschmiedehandwerk. Bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er eingezogen und 1915 schwer verwundet.

Nach dem Krieg zog er nach Vegesack. Dort arbeitete er in seinem Beruf auf der Bremer Vulkan-Werft, wo er schnell gewerkschaftlich aktiv wurde und zum Vertrauensmann und Betriebsrat gewählt wurde. Ab 1920 war er Vorsitzender des Kupferschmiedeverbandes in Vegesack. Als sich die SPD 1918 in der Frage der Zustimmung zu den Kriegskrediten spaltete, trat er in die USPD ein. Vermutlich 1920 trat er der KPD bei.

Insbesondere wegen seiner politischen Streikaktivitäten wurde er 1923 von der Vulkan-Werft entlassen. Auf der "Liste über die nicht wieder einzustellenden Leute" seines Arbeitgebers stand Wastl auf Platz eins. Da nach ihm gefahndet wurde, soll er kurzfristig in der Sowjetunion untergetaucht sein. Nach einer Amnestie kehrte er 1926 nach Blumenthal zurück. Unmittelbar danach vertrat er die KPD im Aumunder Gemeinderat und Blumenthaler Kreistag, und ab Mai 1932 im Oldenburger Landtag. Im September desselben Jahres legte er jedoch sein Landtagsmandat nieder. Am 12.3.1933 kandidierte er erfolgreich auf Platz 2 der KPD-Liste für den Kreis Osterholz.

Wastl wurde am 2.4.1933 von der Gestapo verhaftet und wegen Hochverratsverdacht fast fünf Monate im Untersuchungsgefängnis Bremen-Blumenthal inhaftiert, bis man ihn von dort zusammen mit 45 - 50 anderen Häftlingen am 24. 8.1933 in das KZ-Esterwegen – Lager III – überführte. Nach seiner Entlassung am 22.12.1933 wurde die Situation in Bremen-Nord für ihn und seine Ehefrau Sophie untragbar, so dass sie zu Verwandten nach Hermannsburg in der Lüneburger Heide zogen. Am 1.11. 1936 trat er in die Deutsche Arbeitsfront ein und leistete dort im Auftrag der KPD bis Ende August 1939 Oppositionsarbeit. Am 1.9.1939 wurde er erneut verhaftet und im KZ Sachsenhausen interniert. Dort beteiligte sich Karl Wastl an der Solidaritätsaktion „Rote Kuhle“, einer Solidaritätsaktion der illegalen Lagerleitung für die hungernden sowjetischen Kriegsgefangenen. Zusammen mit 149 anderen politischen Häftlingen, die man wegen Widerstandsaktivitäten verdächtigte, wurde er am 11.8. 1944 in einer Isolierbaracke untergebracht.

In den Abendstunden des 11.10.1944 wurden 27 dieser Häftlinge – fast alle Kommunisten – erschossen. 103 Häftlinge, darunter auch Karl Wastl, wurden ins KZ Mauthausen deportiert, wo er vom 20.10.1944 bis zur Befreiung durch die US- Army am 5.5.1945 inhaftiert war. Am 30.5.1945 durfte er das Lager Mauthausen verlassen.

Sofort nach seiner Genesung kehrte er nach Bremen zurück, wo er sich am Aufbau der Gewerkschaften beteiligte. Am 1.11.1945 wurde er hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Bremen-Nord. Mit 65 Jahren, am 1. 11.1954, schied er aus Altersgründen aus seiner Funktion als IG Metaller aus. Im Alter von 74 Jahren starb er am 7.3.1963 in einem Krankenhaus in Löhnhorst.

Eine Gedenktafel mit Bild von Karl Wastl am alten Gewerkschaftshaus in Vegesack, Lindenstraße erinnert an den mutigen Widerstandskämpfer gegen die Nazibarbarei. In seinem Geburtsort Dorfen gibt es inzwischen eine Karl-Wastl-Straße.

Verfasser:
Gerd-Rolf Rosenberger/Jochen Windheuser (2020)


Informationsquellen:
Geschichtswerkstatt Dorfen/Oberbayern, Artikel von Hans Elas auf www.geschichtswerkstatt-dorfen.de/personen/wastl-karl
Staatsarchiv Bremen
Heinz/Mielke (Hrsg.) Gewerkschafter in den Konzentrationslagern Oranienburg und Sachsenhausen, Bd. 4, Berlin 2013
Gespräche mit Zeitzeugen der Industriegewerkschaft Metall Bremen und Bremen-Nord und der KPD/DKP Bremen/Bremen-Nord

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Politisch Verfolgte