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Otto Rente, *1883

ZEUGE JEHOVAS, SEIT 1935 MEHRMALS VERHAFTET / VERURTEILT, 1936 SACHSENHAUSEN,
ERMORDET 15.5.1940


Kreuzstraße 61
Bremen-Mitte

Verlegedatum: 14.06.2022

Otto Rente

Otto Rente
Albert Julius Otto Rente wurde am 11.5.1883 als Sohn des Oelmüllers Traugott Rente und seiner Frau Ernestine in Baudach, Kreis Sorau (heute Zary in Polen) geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Buchhalter, meldete sich dann aber mit 18 Jahren freiwillig zum Heer. Nach dreijähriger militärischer Ausbildung ging er 1904 nach ehemals Deutsch-Südwestafrika, wo er unter General Lettow-Vorbeck an der völkerrechtswidrigen, blutigen Niederschlagung der Herero und Nama Aufstände beteiligt war und mehrere Auszeichnungen erhielt.

1909 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er ab 1909 als Polizeihauptwachtmeister tätig war. 1914 hatte er das Haus in der Kreuzstraße 61 erworben, wo er bis zu seiner Inhaftierung wohnte. Am 7.8.1915 heiratete er Asta Wendt (geb. 1887). Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Wolfram (1915) und Rotraut (1919).

Als überzeugter Bibelforscher (heute Zeuge Jehovas) verweigerte er 1933 einen Treueeid auf Adolf Hitler und wurde zwangspensioniert. Zusammen mit seiner Frau verteilte Otto Rente Druckschriften seiner Glaubensgemeinschaft. Damit geriet er zum ersten Mal in Konflikt mit dem nationalsozialistischen Staat. Von einer unbekannten Person denunziert, wurde Otto Rente am 5.6.1935 vom Kriminalassistenten und Sachbearbeiter für Kirchen und Sekten Rohlfing verhaftet und misshandelt. Die anschließenden sechs Monate Haft vom 5.6. bis zum 18.12.1935 in der Strafanstalt Vechta.

Die Zeugen Jehovas verstärkten 1936 ihre Aktionen und verteilten Schriften und Schallplatten mit den Reden ihres Vorsitzenden Rutherford. Nach seiner Entlassung engagierte sich Otto Rente erneut in diesem Rahmen und wurde in „Schutzhaft“ genommen und vom 9.9.1936 bis zu seinem Tod am 15.5.1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Unterbrochen wurde diese Haftzeit durch die Untersuchungshaft vor seinem Prozess vor dem Hamburgischen Sondergericht am 24.6.1937, die Otto Rente ab dem 30.3.1937 in Bremen verbrachte.

Am 12.7.1937 verurteilte das Hanseatische Sondergericht Otto Rente zu 16 Monaten Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft eigentlich teilweise abgegolten waren. Dennoch blieb Otto Rente bis zu seinem Tod in Sachsenhausen in Haft. Er starb am 15.5.1940 den Hungertod. Die offizielle Todesursache allerdings lautete wie in vielen ähnlichen Fällen „Blutvergiftung aufgrund von Zellgewebsentzündung in beiden Beinen“.

Verfasser:
Michael Berthold (2022)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E 273, Einwohnermeldekartei
Inge Marßolek / Rene Ott, Bremen im 3. Reich: Anpassung – Widerstand – Verfolgung, Bremen, 1986
Berthold, Michael, „Ich war darauf durch die Kraft des Herrn voll und ganz gefasst.“:
Geschichte und Verfolgung der Bremer Zeugen Jehovas unter dem NS-Regime, in: Herausgeber Stolpersteine in Bremen. Biographische Spurensuche: Bd. 6 Neustadt, Bremen, 2020