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Biografie im Erinnerungsportal, kein Stolperstein vorhanden

Fritz Landsberger, *1896

1941 deportiert Ghetto Minsk, Ermordet


Bornstraße
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Bornstraße 5

Fritz Landsberger

Fritz Landsberger

Fritz Landsberger wurde am 4.3.1896 in Frankfurt/Main als Sohn von Albert Landsberger (1862-1927) und seiner Ehefrau Friederike, geb. Lazarus (*1866), geboren. Das Ehepaar hatte vier Kinder (Ernst, Fritz, Kurt, und Alfred). Fritz Landsberger war mit Katharina (Käthe) Rinze (geb. 1894 in Nossen/Sachsen) verheiratet, die Ehe wurde 1919 in Bremen geschlossen, wo seinerzeit die Ehefrau mit ihren Eltern wohnte. Sie verstarb am 18.3.1938 in Heidelberg. Damit hatte er den Schutz, in einer "privilegierten Mischehe" zu leben, verloren.

Er lebte schon zum Zeitpunkt seiner Heirat in Mannheim, fabrizierte und vertrieb Bandschleifmaschinen. Er veräußerte seine Firma am 5.7.1938 zum Kaufpreis von ca. 63.000 RM.

Im April 1936 meldete er sich aus Mannheim kommend in Heidelberg im Östl. Klingelhüttenweg 7 an. Hier besaß er ein "Landhaus". In Heidelberg lebten seine Mutter und sein Bruder Alfred. Am 14.11.1938 veräußerte er diesen Wohnsitz, behielt aber ein Wohnrecht.

Fritz Landsberger war ziemlich vermögend, was sich in der Höhe der zu zahlenden "Judenvermögensabgabe" 1938/1939 ausdrückte, die rd. 18.600 RM betrug.

Der Verkauf seiner Firma und seines Grundbesitzes dienten der Vorbereitung der Flucht aus Deutschland. Am 8.12.1938 beantragte er beim französischen Konsulat in Mannheim eine Einreiseerlaubnis nach Frankreich für einen dortigen unbegrenzten Aufenthalt. Als Referenz gab er den Namen und die Adresse seiner Tante Sophie Blum in Straßburg an. Das Gesuch wurde abschlägig beschieden, da er über keine finanziellen Mittel verfüge und die Gefahr bestünde, dass er sich nach einer Einreise dort niederlassen würde.

Am 20.9.1940 wurde er vom AG Mannheim wegen Devisenvergehen verurteilt. Ihm war vorgeworfen worden, ausländische Zahlungsmittel und Wertsachen ohne Genehmigung in das Ausland verbracht zu haben. Bei den Wertsachen handelte es sich um eine goldene Uhr und ein Fotoapparat, die er in die Schweiz brachte. Er wurde dabei vom Käufer seines zwangsweise veräußerten Unternehmens denunziert. Landsberger wurde zu neun Monaten Gefängnis und zu einer Geldstrafe von 3.000 RM verurteilt. Zuvor saß er bereits vier Monate in Untersuchungshaft, die ihm angerechnet wurden. Am 20.2.1941 wurde er wieder entlassen.

Nach der Entlassung aus dem Gefängnis meldete er sich am 25.2.1941 bei seinem Schwager Ernst von Wachold in der Lesumer Heerstraße 61 an. Am 6.10.1941 musste er in das "Judenhaus" in der Bornstraße 5 umziehen.

Am 18.11.1941 wurde er von Bremen aus in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurde er ermordet: sofern er nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlag, fiel er einer der Massenmordaktionen, die Ende Juli 1942 begannen, zum Opfer.

Sein Bruder Alfred (geb. 1901) wurde mit seiner Mutter Frieda (geb. 1866) am 22.10.1940 im Zuge der Deportation der badischen Juden von Heidelberg aus in das Lager Gurs in Südwestfrankreich deportiert. Frieda Landsberger verstarb am 9.3.1942 im Internierungslager Portet sur Garonne. Alfred Landsberger wurde 1942 über das Sammellager Drancy in der Nähe von Paris am 12.8.1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die Anträge auf Wiedergutmachung wurden von seinen Brüdern und Erben Ernst (Ernesto) in Mailand wohnend und von Kurt, in Rochester/NY wohnend, gestellt.

Die Verlegung eines Stolpersteines ist nicht möglich, weil die frühere Bebauung und Straßenführung nicht mehr besteht.

Peter Christoffersen (2025)

Informationsquellen:
StA Bremen Akte 4,54-E4832, Einwohnermeldekartei, 4,60/5-419
Gedenkbuch Bundesarchiv
Yad Vashem Collection

Abbildungsnachweis: Yad Vashem

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk
Glossarbeitrag Auswanderung
Glossarbeitrag Gurs
Glossarbeitrag Drancy